Entscheidende Schritte auf dem Weg in die Klinik - Deutsches Krebsforschungszentrum vergibt Richtzenhain-Preis für translationale Krebsforschung
Krebsforschung soll dem Patienten dienen: Sie soll Wege zur Vorbeugung aufzeigen, Diagnosemethoden verfeinern oder neue Behandlungsansätze hervorbringen. Der Richtzenhain-Preis, den das Deutsche Krebsforschungszentrum alljährlich vergibt, zeichnet exzellente Wissenschaftler aus, deren Arbeit auf vorbildliche Weise Ergebnisse aus der Krebs-Grundlagenforschung in die Klinik übertragen. Diese Forderung erfüllen die beiden Preisträger 2008 im höchsten Maße:
Professor Dr. Christopher Heeschen, ehemals Klinikum der Münchner Ludwigs-Maximilians-Universität, jetzt Spanish National Cancer Research Centre, Madrid, erforscht Krebs der Bauchspeicheldrüse, eine Erkrankung mit besonders ungünstiger Prognose. Ärzte suchen dringend nach neuen Therapien, da die heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten das Überleben der Patienten meist nur wenig verlängern. Christoper Heeschen wies in Tumoren der Bauchspeicheldrüse Tumorstammzellen nach, die besonders resistent gegenüber der gebräuchlichen Chemotherapie sind und daher kaum auf die Behandlung ansprechen. Zugleich identifizierte er eine Untergruppe dieser Krebsstammzellen, die die Fähigkeit hat, in umgebende Gewebe einzudringen und sich dort anzusiedeln. Der Forscher erkannte, dass allein diese Zellen die Gefährlichkeit eines Tumors ausmachen. Es gelang, diese Population experimentell auszuschalten, daraufhin bildete der Tumor bei unverändertem Wachstum keine Metastasen mehr. Heeschen sucht nun nach der spezifischen „Achillesferse“, an der diese unheilbringende Zellpopulation wirkungsvoll angegriffen werden kann.
Der zweite Richtzenhain-Preisträger ist Professor Dr. Stephan Stilgenbauer vom Universitätsklinikum Ulm. Seit seiner Promotion dreht sich Stilgenbauers Forschung um die chronisch lymphatische Leukämie (CLL), den häufigsten Blutkrebs beim Erwachsenen. Der Arzt und Wissenschaftler trug wesentlich dazu bei, dass die Erkrankten heute anhand spezifischer Veränderungen im Erbgut der Krebszellen unterschiedlichen Risikogruppen zugeordnet werden können. Bestimmte Erbgutverluste in den Leukämiezellen gehen etwa mit einem sehr ungünstigen Verlauf der Erkrankung einher. Ärzte können daran erkennen, welche ihrer Patienten eine besonders intensive Therapie benötigen.
Die beiden Preisträger teilen sich das Preisgeld von 10.000 Euro.
Den Richtzenhain-Preis, der durch die Stiftung des Neurologen Walther Richtzenhain und seiner Frau Christine seit 1975 durch das Deutsche Krebsforschungszentrum verliehen wird, erhalten im Jahresrhythmus abwechselnd Doktoranden in Heidelberger Forschungsinstituten und Wissenschaftler aus der gesamten Bundesrepublik für Arbeiten auf dem Gebiet der translationalen Krebsforschung. Die Preisverleihung findet im Rahmen der BioRN-Jahrestagung am 7. Juni 2009 um 17.45 Uhr im Hörsaal des Deutschen Krebsforschungszentrums statt. Interessierte sind herzlich eingeladen.
Bildmaterial auf Anfrage (presse@dkfz.de)
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.