Internationales Symposium zu urologischen Tumoren in Heidelberg
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Im Gegensatz zu anderen Tumoren ist das Prostatakarzinom jedoch gut heilbar, wenn es früh erkannt wird. Auf der zweitägigen, internationalen Veranstaltung „Translations in Urologic Oncology“ am 25. und 26. Januar in Heidelberg diskutieren Forscher aus aller Welt über die neuesten Fortschritte zur Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs und weiteren urologischen Tumoren. Gastredner auf der von der urologischen Universitätsklinik Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum veranstalteten Konferenz ist der Heidelberger Krebsforscher und Nobelpreisträger Harald zur Hausen. Interessierte Ärzte, Wissenschaftler und Journalisten sind herzlich eingeladen und finden das Fachprogramm unter www.uro-oncology2013.com und können sich dort auch anmelden.
Das Prostatakarzinom ist nicht nur der häufigste urologische Tumor, gefolgt von Blasen-, Nieren-, Hoden- und Peniskrebs, sondern auch die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Allein in Deutschland wird für 2012 mit etwa 68.000 neu diagnostizierten Fällen gerechnet.
Prostatakrebs tritt vor allem bei älteren Patienten auf; im Unterschied zu anderen Tumoren wächst das Prostatakarzinom nur langsam. Solange das Karzinom auf die Vorsteherdrüse beschränkt bleibt und sich noch keine Tumorabsiedelungen, auch Metastasen genannt, gebildet haben, kann der Tumor durch Operation oder Bestrahlung gut behandelt werden. Dennoch sterben hierzulande jedes Jahr 12.000 Männer an den Folgen dieser Erkrankung.
Prof. Dr. Markus Hohenfellner, Ärztlicher Direktor der Urologischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg und Gastgeber der Veranstaltung „Translations in Urologic Oncology“ kommentiert hierzu: „Die hohen Todeszahlen machen deutlich, dass immer noch ein hoher Bedarf an Weiterentwicklungen in Diagnostik und Therapie besteht. Ziel muss es sein, Tumoren so früh wie möglich zu erkennen, um einer Metastasierung zuvorzukommen. Operative Techniken und Strahlentherapien bieten heute schon eine hervorragende Therapievielfalt, aber unser Anliegen ist es weiterhin, die Effektivität zu erhöhen und die Rate an Nebenwirkungen zu minimieren.“
Die zweitägige Konferenz im Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) beschäftigt sich mit den wichtigsten Entwicklungen zur Erkennung und Behandlung urologischer Tumoren. Unter dem Stichwort der translationalen Medizin soll vor allem der Informationsaustausch zwischen Grundlagenforschern und klinisch tätigen Ärzten intensiviert werden, um beiden Seiten die jeweiligen Möglichkeiten und Herausforderungen zu verdeutlichen. Für Prof. Hohenfellner ist dies eine notwendige Entwicklung: „Nur der freie Austausch von Wissen zwischen Forschern aus verschiedenen Disziplinen der Medizin, Biochemie, Informatik und Ingenieurstechnik kann dazu führen, neue Lösungen für unsere wichtigsten Gesundheitsprobleme zu entwickeln. Ich lade alle interessierten Mediziner und Forscher ein, sich auf unserer Konferenz über diese Entwicklungen zu informieren“. Teilnehmer finden das Fachprogramm unter www.uro-oncology2013.com und können sich dort auch anmelden.
Der Standort Heidelberg ist in besonderer Weise für die Veranstaltung geeignet, da auf dem Neuenheimer Feld mit dem Universitätsklinikum Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum zwei international führende Zentren der medizinischen Versorgung und Forschung, die gemeinsam das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg betreiben, ansässig sind:
Die Urologische Universitätsklinik Heidelberg kann auf eine lange Tradition in der operativen Urologie zurückblicken, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, und gilt auch heute noch als Kompetenzzentrum ihres Fachs. Das Prostatakarzinom, seine Diagnostik, Behandlung und die klinisch-wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich sind besonderer Schwerpunkt der Klinik. In der Forschungssektion Molekulare und Translationale Uroonkologie werden unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Duensing Genanalysen durchgeführt und neue Biomarker entwickelt, die eine auf den Patienten zugeschnittene Tumortherapie ermöglichen sollen. Für die operative Therapie stehen alle modernen Methoden zur Verfügung, z.B. die minimal-invasive Tumorentfernung mit Hilfe eines „Operations-Roboters“.
Die Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Jürgen Debus ist weltweit führend in der Tumorbestrahlung. Je nach Tumorstadium und Tumortyp werden moderne Verfahren angewendet, wie z.B. die intensitätsmodulierte Strahlentherapie oder die Brachytherapie. Die Klinik behandelt zudem seit 2009 Patienten im Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT, in dem innovative Bestrahlungsformen mit Protonen und Schwerionen zum Einsatz kommen und klinisch getestet werden. In einer klinischen Studie wird derzeit untersucht, ob die Ionenstrahl-Therapie der modernen Strahlentherapie mit Photonen überlegen ist. „Schon jetzt haben wir sehr gute Behandlungserfolge mit den gängigen Bestrahlungsverfahren“, erklärt Professor Debus, der auch Ärztlicher Direktor des HIT ist. „Die klinische Studie soll zeigen, ob sich der biologische Vorteil der Ionenstrahltherapie, den Tumor gezielter mit einer größeren Schonung des umgebenden Gewebes zu zerstören, auch in klinischen Ergebnissen niederschlägt.“
Im benachbarten DKFZ werden die Grundlagen für die späteren Erfolge in der Krebsdiagnostik und -therapie gelegt. Insbesondere in der modernen Bildgebung mit Magnetresonanztomographie (MRT) setzt das DKFZ Maßstäbe. So wurde gerade ein hoch innovatives PET-MR-Gerät in Betrieb genommen, das die Magnetresonanztomographie mit der Positronenemissionstomographie verbindet. Professor Heinz-Peter Schlemmer, Leiter der Abteilung Radiologie, erläutert: „Dies ermöglicht uns, nicht nur hoch aufgelöste Strukturen im Millimeterbereich sichtbar zu machen, sondern den Bildern auch biologische Informationen zu entnehmen. Dies ist insbesondere bei der Diagnostik von Prostatakrebs von großer Bedeutung.“ Bei diesem Tumor treten oft große Unterschiede in der Bösartigkeit auf, denn nicht jeder Krebs muss auch operiert oder bestrahlt werden. Doch bisher wissen die Ärzte oft nicht, bei welchem Patienten sie eingreifen müssen, und bei welchem sie abwarten können, weil der Krebs nur langsam wächst. „Hier tragen die modernen Methoden der Bildgebung entscheidend dazu bei, frühzeitig eine exakte Diagnose zu stellen und die Männer einer für sie individuell angepassten Therapie zuzuführen“, erhofft sich Schlemmer.
Ebenfalls im DKFZ und im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, einer gemeinsamen Einrichtung des DKFZ und des Heidelberger Universitätsklinikums, werden die genetischen Ursachen von Prostatakrebs analysiert. In der Abteilung von Professor Holger Sültmann wird das Erbgut von 250 Prostatatumoren auf Fehler untersucht. „Nur wenn wir verstehen, was den Tumor ursächlich antreibt, können wir ihn auch gezielt behandeln“, erklärt Sültmann seinen Ansatz. Ziel der Analyse ist es, krebsspezifische Moleküle zu finden, gegen die sich zielgerichtete Behandlungen richten können.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.