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Neues epidemiologisches Krebsregister Baden-Württemberg im Deutschen Krebsforschungszentrum eingerichtet

Nr. 19 | 30.03.2009 | von Koh

Mit Beginn des zweiten Quartals 2009 starten derzeit die Meldungen an das neue Krebsregister Baden-Württemberg. Der epidemiologische Teil des Registers – die flächendeckende Erfassung aller neu auftretenden Krebserkrankungen – ist im Deutschen Krebsforschungszentrum angesiedelt. Zentrale gesundheitspolitische Fragen zum Thema Krebs – etwa zu Risikofaktoren oder zu Früherkennungsprogrammen – lassen sich nur auf der Basis gesicherter Daten beantworten. Das neue Krebsregister soll dafür fundierte Entscheidungsgrundlagen liefern.

Professor Dr. Nikolaus Becker

Professor Dr. Nikolaus Becker
© dkfz.de

Wie viele der rund 10,7 Millionen Einwohner Baden-Württembergs erkranken jedes Jahr an Krebs? Bislang gibt es darüber nur Schätzungen, hochgerechnet aus den Daten anderer Bundesländer. Doch seit Anfang 2009 gilt die Meldepflicht an das neu eingerichtete Krebsregister Baden-Württemberg, und mit Beginn des zweiten Quartals 2009 werden die ersten Meldungen erwartet. Damit werden in Zukunft erstmals sichere Daten über die Erkrankungshäufigkeit im deutschen Südwesten zur Verfügung stehen.

Das Krebsregister Baden-Württemberg verknüpft die epidemiologische und klinische Registrierung aller neu auftretenden Krebsfälle. Das klinische Register, das bei der Krankenhausgesellschaft Baden-Württemberg angesiedelt ist, dokumentiert Therapiearten und Krankheitsverläufe und soll damit zur regionalen Qualitätssicherung in der Krankenversorgung beitragen. Träger des epidemiologischen Registers ist das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Der Leiter des epidemiologischen Registers, Professor Dr. Nikolaus Becker, erklärt: "Mit der flächendeckenden Dokumentation können wir erstmals die 'Krebslandschaft' Baden-Württembergs darstellen, um etwa regionale Unterschiede aufzuspüren oder die Krebshäufigkeit in Baden-Württemberg mit der anderer Bundesländer zu vergleichen und über die Zeit zu verfolgen. Auch die Qualitätssicherung von Früherkennungsprogrammen, etwa des neuen Mammographie-Screenings, wird auf den Krebsregister-Daten basieren."

Die umfassende Krebsregistrierung soll auch große epidemiologische Forschungsvorhaben erleichtern. So profitieren zum Beispiel die im Krebsforschungszentrum angesiedelte EPIC-Studie zu Ernährung und Krebs oder die neue Helmholtz-Kohorte vom epidemiologischen Register: Die Wissenschaftler müssen nicht mehr mühsam bei jedem einzelnen Studienteilnehmer das Auftreten von Krebs erfragen, sondern können die Daten beim Krebsregister abrufen. Die Einwilligung dazu wird von den Teilnehmern bereits bei Studienbeginn eingeholt.

Nicht nur die Arbeit der Wissenschaftler wird erleichtert, auch jeder Einzelne profitiert vom neuen Register: Wichtige Fragen zu Krebs wie die Identifizierung von Risikofaktoren, die Bewertung von Früherkennungsmaßnahmen oder die Auswirkungen von Lebensstilfaktoren wie Ernährung und körperliche Aktivität können allein durch epidemiologische Untersuchungen geklärt werden. Dafür sind die Forscher jedoch auf eine solide Datenbasis angewiesen. Nikolaus Becker sieht die skandinavischen Länder, wo Krebserkrankungen bereits seit Jahrzehnten sorgfältig dokumentiert werden, als Vorbild: „Dort steht den Kollegen eine Datenquelle zur Verfügung, mit der sie epidemiologische Spitzenforschung betreiben, die letztlich dem Bürger zugute kommt.“

Ärzte und Kliniken melden die Krebsneuerkrankungen an eine zentrale Vertrauensstelle, die die Daten chiffriert und nur pseudonymisierte Datensätze an die beiden Register weiterleitet. Um die Fälle möglichst vollständig zu erfassen, sind Ärzte nun verpflichtet, alle Neuerkrankungen an das Register zu melden – eine entscheidende Neuerung gegenüber den früheren Ansätzen zur Krebsdokumentation in Baden-Württemberg.

Die Daten aus Baden-Württemberg fließen in die regelmäßig aktualisierte bundesweite Krebsstatistik ein, die vom Robert Koch-Institut in Berlin zusammengestellt wird. "Krebs ist in Deutschland nach Herz-Kreislaufkrankheiten die zweithäufigste Todesursache. Daher ist eine umfassende Dokumentation aller Erkrankungsfälle ein zentrales Instrument, um in gesundheitspolitischen Fragen zu qualifizierten Entscheidungen zu kommen", fasst Becker die Bedeutung des Registers zusammen.

Für Journalisten: Weitere Information über das Krebsregister Baden-Württemberg erhalten Sie auf den Internetseiten des Sozialministeriums Baden-Württemberg, www.sozialministerium-bw.de

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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