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Krebsgen der Papillomviren treibt Zellwachstum an

Nr. 73 | 17.12.2008 | von (Koh)

Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Universität Jena entdeckten: Krebserregende Papillomviren beschleunigen das Zellwachstum über einen bisher noch unbekannten Mechanismus. Wirkstoffe, die hier eingreifen, können diesen Prozess möglicherweise aufhalten.

In den 1980er Jahren entdeckten der diesjährige Nobelpreisträger für Medizin, Harald zur Hausen, und seine Mitarbeiter, dass bestimmte Typen der humanen Papillomviren (HPV) Gebärmutterhalskrebs verursachen. Bereits kurze Zeit später konnten Wissenschaftler aufklären, wie diese Erreger die Zellen entarten lassen und die Krebsentstehung fördern. Hauptschuldig, so weiß man inzwischen, sind E6 und E7, die beiden Krebsgene der Viren, die in infizierten Schleimhautzellen zwei wichtige Krebsbremsen ausschalten. Das Krebsgen E6 verhindert, dass Zellen den programmierten Zelltod Apoptose sterben. E7 dagegen blockiert einen Schutzmechanismus der Zelle, der normalerweise die Verdoppelung des Erbguts hemmt und so das Zellwachstum verlangsamt:

Wissenschaftler aus dem deutschen Krebsforschungszentrum und aus der Universität Jena unter der Federführung von Prof. Felix Hoppe-Seyler entdeckten nun einen weiteren Mechanismus, über den E7 das unkontrollierte Zellwachstum antreibt. E7 aktiviert den Schalter, der in der Zelle die Produktion des Regulationsenzyms EZH2 kontrolliert, so dass große Mengen dieses Proteins produziert werden. EZH2 ist ein Schlüsselmolekül vieler zentraler Regulationswege der Zelle.

Wird die EZH2-Produktion durch einen genetischen Trick blockiert, so verlangsamt sich das Wachstum HPV-infizierter Krebszellen in der Kulturschale. Die Forscher untersuchten auch den EZH2-Gehalt in Gewebeproben von Gebärmutterhalstumoren und in Krebsvorstufen. Immer dann, wenn E6 und E7, die beiden Krebsgene der Viren, aktiv sind, finden sich besonders hohe Mengen von EZH2 im entarteten Gewebe.

Auch in anderen Tumoren, etwa in Brust-, Prostata- und Nierenkrebs wurde bereits gezeigt, dass EZH2 das Wachstum der Tumorzellen beschleunigt. Felix Hoppe-Seyler sieht in der Beteiligung von EZH2 am Krebsgeschehen eine mögliche Achillesferse des Tumors: „Kürzlich erst wurden Substanzen entwickelt, die die Aktivität von EZH2 blockieren. Daher besteht die Möglichkeit, daraus Medikamente zu entwickeln, die auch gegen Gebärmutterhalskrebs wirksam sein könnten.“

Daniela Holland, Karin Hoppe-Seyler, Bettina Schuller, Claudia Lohrey, Julia Maroldt, Matthias Dürst, and Felix Hoppe-Seyler: Activation of the Enhancer of Zeste Homologue 2 Gene by the Human Papillomavirus E7 Oncoprotein. Cancer Research 2008, DOI:10.1158/0008-5472.CAN-08-1134

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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