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Bei Darmkrebsfällen in der Familie ist Früherkennung ab 40 Jahren sinnvoll

Nr. 45 | 02.09.2008 | von (SP/Koh)

Menschen, in deren Familie bereits Darmkrebs aufgetreten ist, haben ein höheres Erkrankungsrisiko für diese Krebsart als die übrige Bevölkerung. Dieser Personenkreis sollte daher bereits im Alter von 40 Jahren mit der Früherkennung beginnen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum in ihrer gerade veröffentlichten epidemiologischen Studie.

Darmkrebs entwickelt sich in der Regel aus heilbaren Vorstufen. Wenn die ersten Anzeichen eines Kolonkarzinoms, etwa Blut im Stuhl, auftreten, hat der Krebs bereits lange unbemerkt im Körper geschlummert. Erkennen die Ärzte die Gewebeveränderung frühzeitig, können sie meist noch Krebsvorstufen wie etwa Polypen entfernen. Die gesetzlichen Krankenkassen bieten für alle Versicherten ab dem 50. Lebensjahr ein Früherkennungsprogramm für Darmkrebs an, um die Sterblichkeit an diesem häufigen Tumor zu senken. Prof. Dr. Hermann Brenner, Leiter der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung des Deutschen Krebsforschungszentrums, zeigt nun gemeinsam mit seinen Mitarbeitern, dass es sinnvoll wäre, bei vorbelasteten Menschen zehn Jahre früher mit der Früherkennung zu beginnen als bei der übrigen Bevölkerung.

Grundlage für Brenners Ergebnisse sind Daten aus zahlreichen Krebsregistern und bevölkerungsbezogenen Studien. Die Wissenschaftler errechneten und verglichen die Darmkrebs-Erkrankungsraten von Menschen aus betroffenen und aus nicht betroffenen Familien und verglichen sie miteinander. Unter den Männern ohne familiäre Vorbelastung sind bis zum Alter von 45 Jahren 0,4 Prozent an einem Kolonkarzinom erkrankt, mit 60 Jahren bereits 1,7 Prozent. Dagegen erreichen Männer aus vorbelasteten Familien diese Erkrankungsraten im Durchschnitt neun Jahre früher. So sind beispielsweise 0,4 Prozent der Männer aus vorbelasteten Familien bereits bis zu ihrem 36. Lebensjahr mit der Diagnose Darmkrebs konfrontiert, unter ihren Geschlechtsgenossen aus unbelasteten Familien wird diese Quote erst im 45. Lebensjahr erreicht.

Noch deutlicher fällt dieser Unterschied beim weiblichen Geschlecht aus: Darmkrebs wird bei Frauen aus vorbelasteten Familien im Durchschnitt zehn bis elf Jahre früher diagnostiziert als bei der Vergleichsgruppe ohne familiäre Darmkrebsfälle.

Die Wissenschaftler um Hermann Brenner empfehlen daher Personen, in deren Familie Fälle von Darmkrebs bekannt sind, bereits mit 40 Jahren, also zehn Jahre früher, als es die üblichen Programme vorsehen, Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch zu nehmen.

Mit jährlich schätzungsweise 37 000 Neuerkrankungen bei Männern und 36 000 bei Frauen ist Dickdarm-, Mast- und Enddarmkrebs die zweithäufigste Krebsart in Deutschland und nimmt ebenfalls den zweiten Platz der Krebstodesursachen ein.

Hermann Brenner, Michael Hoffmeister, Ulrike Haug: Family history and age at initiation of colorectal cancer screening. American Journal of Gastroenterology 2008;103(9):2326-2331. DOI: 10.1111/j.1572-0241.2008.01978.x

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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