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Meyenburg-Preis 2007 für die künstliche Herstellung von Stammzellen

Nr. 72 | 22.11.2007 | von (Koh)

Der mit 50.000 Euro dotierte Meyenburg-Preis 2007 geht an den international renommierten japanischen Stammzellexperten Professor Dr. Shinya Yamanaka. Durch den Transfer von nur vier Genen ist es Yamanaka gelungen, normale Hautzellen mit nahezu allen Eigenschaften einer embryonalen Stammzelle auszustatten. Diese "induzierten embryonalen Stammzellen" gelten als Hoffnungsträger der Transplantations- und Krebsmedizin. Die Verleihung erfolgt im Rahmen eines Symposiums am Montag, dem 26. November 2007, im Deutschen Krebsforschungszentrum.

Viele Bereiche der Medizin setzen auf das Potenzial von Stammzellen: So sollen sie etwa bei Diabetikern die fehlende Insulinproduktion ersetzen, bei Parkinson-Patienten den Mangel an Dopamin beheben oder nach einem Infarkt für Ersatz an Herzmuskelzellen sorgen.

Bei der Entwicklung stammzellbasierter Therapien stehen Ärzte jedoch vor einem Dilemma: Stammzellen, die aus den Geweben eines erwachsenen Organismus gewonnen werden, sind für viele medizinische Anwendungen ungeeignet. Ihnen fehlt die als "Pluripotenz" bezeichnete Fähigkeit, sich in jeden Zelltyp des Körpers zu verwandeln. Diese Eigenschaft boten bislang nur embryonale Stammzellen, die aus der Blastozyste, einem sehr frühen Entwicklungsstadium des Organismus, isoliert werden.

Die bahnbrechenden Arbeiten von Shinya Yamanaka sind ein wichtiger Schritt, um in Zukunft ohne die Verwendung von embryonalem Gewebe pluripotente Stammzellen zu erzeugen. Im vergangenen Jahr ist es dem japanischen Forscher von der Universität Kyoto erstmals gelungen, normale Bindegewebszellen aus der Haut einer Maus zu Stammzellen zurückzuprogrammieren. Durch den Transfer von nur vier Genen erlangten die Hautzellen nahezu identische Eigenschaften wie embryonale Stammzellen. Gerade diese Woche beschreibt Yamanaka in der Zeitschrift "Cell", wie auf diese Weise auch Bindegewebszellen des Menschen zu embryonalen Stammzellen umprogrammiert werden können - eine Arbeit, die in den letzten Tagen große öffentliche Resonanz fand.

Yamanakas Ergebnisse sind auch für die Krebsforschung von zentraler Bedeutung: Körperzellen durchlaufen bei der Krebsentstehung wahrscheinlich ein vergleichbares biologisches Programm, wie es Yamanaka durch den Transfer der vier Gene auslösen konnte. Die Entschlüsselung dieses Programms zeigt Möglichkeiten auf, gezielt in den Mechanismus der Zellentartung einzugreifen und damit der fatalen Entwicklung entgegenzusteuern.

Anlässlich der Verleihung des Meyenburg-Preises veranstaltet das Deutsche Krebsforschungszentrum ein Symposium, zu dem einige der namhaftesten Vertreter der Stammzellforschung erwartet werden. So ist etwa Kenneth Chien weltweit führend bei der Programmierung von Stammzellen zu Herzmuskelzellen, Hans Schöler und Christof Niehrs sind Spezialisten für die Regulation von Stammzellen, Ron McKay gilt als der maßgebliche Experte bei der Entwicklung von stammzellbasierten Therapien der Parkinson-Krankheit und Andreas Trumpp entdeckte einen zentralen Mechanismus, mit dem sich Stammzellen selbst erhalten.

Dr. Marion Meyenburg, die Tochter des Stifterehepaars Wilhelm und Maria Meyenburg, wird den Preis am Ende des Symposiums an Shinya Yamanaka überreichen. Die Auszeichnung, die seit 1981 jährlich für herausragende Leistungen in der Krebsforschung vergeben wird, gehört zu den am höchsten dotierten Wissenschaftspreisen in Deutschland.

Journalisten und interessierte Bürger sind herzlich eingeladen

Termin:
Montag, 26. November 2007, 11 bis 18 Uhr,
Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums

Programm:
http://www.dkfz.de/de/veranstaltungen/veranstaltung.php?id=1531

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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