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Präventive Darmspiegelung rechnet sich - auch finanziell!

Nr. 62 | 26.09.2007 | von (Koh)

Die Kosten der Darmkrebsbehandlung übersteigen deutlich die Ausgaben für präventive Darmspiegelungen im Rahmen des deutschen Darmkrebs-Früherkennungsprogramms. Eine Kostengegenüberstellung ergab eine Einsparung von durchschnittlich 216 Euro pro Screening-Teilnehmer.

Deutschland war 2002 weltweit das erste Land, das Darmspiegelungen als Früherkennungsprogramm für Darmkrebs eingeführt hat. Vom 55. Lebensjahr an werden für alle Versicherten die Kosten für eine Darmspiegelung (Koloskopie) übernommen. Ist der Befund negativ, so hat der Versicherte nach zehn Jahren Anspruch auf eine weitere Untersuchung - sofern er bei der ersten Koloskopie das 65. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte.

Professor Hermann Brenner, Epidemiologe im Deutschen Krebsforschungszentrum, berechnete gemeinsam mit dem niedergelassenen Gastroenterologen Professor Andreas Sieg, dass das aufwändige Früherkennungsprogramm neben dem Gewinn an Lebenszeit auch finanzielle Einsparungen für das Gesundheitswesen erbringt.

Der Berechnung liegen rund 110.000 Darmspiegelungen zugrunde. Einbezogen wurden die Kosten für Screening- sowie für Nachsorge-Koloskopien, die dann anfallen, wenn bei der ersten Spiegelung Polypen entfernt wurden. Dazugerechnet wurden außerdem die Aufwendungen für die Behandlung von Komplikationen, die bei der Untersuchung auftraten.

Die Anzahl an Krebsfällen, die durch das Darmspiegelungs-Programm verhindert wurden, schätzen Brenner und Sieg aus der Anzahl der entfernten Polypen und der Häufigkeit, mit der ein Polyp zu Krebs entartet. Der so ermittelte Schätzwert gilt als zuverlässig, da er mit der Anzahl der Fälle übereinstimmt, die für eine entsprechend große Bevölkerungsgruppe aufgrund der Darmkrebs-Neuerkrankungsrate in Deutschland vor dem Start des Früherkennungsprogramms zu erwarten gewesen wäre. Bei der Kalkulation der eingesparten Gesamtkosten für Diagnose- und Behandlung wurde außerdem die bei Darmkrebs typische Stadienverteilung und Rezidivrate berücksichtigt. Diese Gesamtsumme wurde den Screening-Kosten gegenübergestellt. Dabei ergaben sich durchschnittliche Einsparungen von 216 Euro pro Teilnehmer des Früherkennungsprogramms.

"Die Früherkennungs-Koloskopie ist damit nicht nur kosteneffektiv, sondern sie führt sogar zu erheblichen Einsparungen, die noch wesentlich höher ausfallen, wenn wir die enorm hohen Preise der neuen Darmkrebs-Medikamente, der so genannten Biologicals, einberechnen würden", erläutert Hermann Brenner. "Vor diesem Hintergrund können wir nur raten, das Früherkennungsprogramm fortzuführen und alles dafür zu tun, die Berechtigten zur Teilnahme zu bewegen. Denn abgesehen von der finanziellen Seite: Auch wenn die großen Studien zum Rückgang der Neuerkrankungsrate durch das Screening-Programm noch nicht abgeschlossen sind, so steht doch heute schon fest, dass jeder rechtzeitig entdeckte Polyp für den Einzelnen einen Gewinn vieler Lebensjahre bedeuten kann."

Deutschland hat mit rund 71.400 neuen Fällen pro Jahr eine der höchsten Darmkrebs-Neuerkrankungsraten der Welt und liegt damit im europäischen Vergleich an 1. (Frauen) bzw. 4. (Männer) Stelle. Etwa 30.000 Patienten versterben jährlich an der Erkrankung. In den ersten drei Jahren nach Einführung der Früherkennungs-Koloskopie haben erst rund neun Prozent der Berechtigten dieses Screening-Angebot wahrgenommen.

Sieg A, Brenner H: Cost-saving analysis of screening colonoscopy in Germany. Z Gastroenterol. 2007; 45: 945-51, DOI: 10.1055/s-2007-963435.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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