Krebsforscher-Quartett erhält Richtzenhain- und Dr. Emil Salzer-Preise
Zellalterung, Zelltod und der präzise Blick ins Körperinnere sind Gegenstand der ausgezeichneten Forschung
Zwei Wissenschaftspreise - vier Preisträger: Am 16. Februar werden im Rahmen eines wissenschaftlichen Kolloquiums im Krebsforschungszentrum vier junge Wissenschaftler für ihre Leistungen ausgezeichnet.
Den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Walther und Christine Richtzenhain-Preis 2006 teilen sich diesmal gleich drei junge Forscher: Dr. Ana Martin-Villalba, Deutsches Krebsforschungszentrum, ist Spezialistin für den Apoptose genannten Zelltod im zentralen Nervensystem. Die Spanierin erhält die Auszeichnung für ihre Entdeckung, dass eine Blockade der CD95-vermittelten Apoptose die Regeneration des Rückenmarks nach Querschnittslähmungen fördert sowie die Folgen eines Schlaganfalls vermindert.
Professor Clemens A. Schmitt aus dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch konnte zum ersten Mal nachweisen, dass das als Seneszenz bezeichnete Programm der Zellalterung die Teilung gefährdeter Zellen stoppt und damit weitere Schritte der Krebsentstehung verhindert. Im Gegensatz zur Apoptose sterben bei der Seneszenz Zellen nicht ab, sondern fallen in eine Art permanenten Schlaf und verlieren somit die Fähigkeit zur Teilung.
Gleich doppelt ausgezeichnet wird Dr. Fabian Kießling, Abteilung Medizinische Physik in der Radiologie im Deutschen Krebsforschungszentrum. Der angehende Facharzt für Diagnostische Radiologie ist der dritte im Bunde der Richtzenhain-Preisträger. Darüber hinaus erhält er zugleich eine Hälfte des Dr. Emil-Salzer Preises 2006, der im Rahmen derselben Veranstaltung vergeben wird. Kießling entwickelte bildgebende Verfahren, um nichtinvasiv die Durchblutung und andere physiologische Eigenschaften von Tumoren darzustellen. So können mit der von ihm entwickelten "volumetrischen Computertomographie" haarfeine Blutgefäße dargestellt werden, die einen Durchmesser von nur fünf Hundertsteln eines Millimeters haben. Solche Informationen sind für Ärzte entscheidend, um den Erfolg einer Tumortherapie beurteilen zu können.
Die andere Hälfte des mit insgesamt 5000 Euro dotierten Salzer-Preises geht an Dr. Christian Plathow, der 2005 aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum an das Universitätsklinikum Tübingen wechselte. Plathow entwickelte Untersuchungsprotokolle, die atmungsbedingte Bewegungen von Lungentumoren in Echtzeit erfassen. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zur so genannten bewegungsadaptierten Strahlentherapie, bei der die Strahlen im Verlaufe der Behandlung an die individuelle Beweglichkeit des Tumors angepasst werden.
Den Richtzenhain-Preis, der durch die Stiftung des Neurologen Walther Richtzenhain und seiner Frau Christine über das Krebsforschungszentrum verliehen wird, erhalten im Jahresrhythmus abwechselnd Doktoranden in Heidelberger Forschungsinstituten und Wissenschaftler aus der gesamten Bundesrepublik für Arbeiten auf dem Gebiet der translationalen Krebsforschung.
Seit 1970 verleiht das Deutsche Krebsforschungszentrum den Dr. Emil-Salzer-Preis im Auftrag des baden-württembergischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Er geht zurück auf seinen gleichnamigen Stifter, den Reutlinger Arzt Emil Salzer. Seinen Nachlass überließ er dem Land Baden-Württemberg mit der Auflage, die Erträge zur Förderung der Krebsforschung einzusetzen.
Die Preisverleihung findet am Freitag, dem 16. Februar, ab 14 Uhr im Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums statt. Interessierte Gäste sind herzlich willkommen.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.