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Genügt eine Darmspiegelung alle 20 Jahre zur Krebsvorsorge?

Nr. 17 | 08.03.2006 | von (Bm)

Experten raten im Rahmen der Krebsfrüherkennung alle zehn Jahre zu einer Darmspiegelung, vorausgesetzt, es werden keine Krebsvorstufen festgestellt. Ergebnisse einer Studie von Professor Hermann Brenner aus der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zeigen, dass möglicherweise deutlich längere Intervalle ausreichen.

Personen, deren Darm sich bei einer erstmaligen Spiegelung als frei von Krebsvorstufen erweist, tragen noch 20 Jahre später ein deutlich geringeres Risiko, an Darmkrebs zu erkranken als Menschen, die auf eine Darmspiegelung (Koloskopie) verzichten. Professor Hermann Brenner und seine Kollegen halten in diesem Fall eine Wiederholung der Koloskopie nach 20 Jahren für ausreichend. Dies bedeutet eine Kostensenkung für das Gesundheitssystem und eine geringere Belastung der Patienten. Die Wissenschaftler hoffen, dass dadurch ein bevölkerungsweiter Zugang zu dieser Untersuchung auch in Ländern mit begrenzten Ressourcen möglich wird.

Brenner untersuchte, welche Intervalle zur Wiederholung der Koloskopie sinnvoll sind. Mit der Unterstützung von 22 Kliniken in der Rhein-Neckar-Region wertete er Daten von 865 Personen aus. Von diesen waren 380 an Darmkrebs erkrankt, 485 wurden zufällig ausgewählt und bildeten die Kontrollgruppe. Brenner prüfte die Entwicklung des Darmkrebsrisikos in den Jahren nach einer Darmspiegelung. Die Studie schloss Personen ein, die älter als 30 Jahre waren und bei denen bei einer Koloskopie keine Vorstufen festgestellt wurden. Der Wissenschaftler fand heraus, dass dieser Personenkreis noch bis zu 20 Jahre später zu circa 70 Prozent seltener an Darmkrebs erkrankte als die Vergleichsgruppe ohne Koloskopie. Bei diesen Personen genügt laut Brenner eine Wiederholung der Darmspiegelung nach 20 Jahren. Bei einer erstmaligen Darmspiegelung im höheren Lebensalter könnte ein negativer Befund eine weitere Spiegelung sogar überflüssig machen. Werden Darmkrebsvorstufen gefunden, ist eine frühere Nachuntersuchung, in der Regel schon nach drei Jahren, unbedingt notwendig.

Die Spiegelung des Dickdarms ist seit Oktober 2002 Bestandteil des Krebsfrüherkennungsprogramms zur Vorbeugung von Darmkrebs. Ärzte können bei der Koloskopie Tumoren feststellen, aber auch Polypen, mögliche Vorstufen von Darmkrebs, erkennen und entfernen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei Versicherten ab einem Alter von 55 Jahren diese Untersuchung einmal alle zehn Jahre.

Der Artikel wurde im Journal Gut online veröffentlicht / DOI: 10.1136/gut.2005.087130

Brenner H, Chang-Claude J, Seiler CM, Stürmer T, Hoffmeister M.: Does a negative screening colonoscopy ever need to be repeated?

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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