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Multiples Myelom mit „krimineller Energie“?

Was die Knochenmarkdurchblutung über die Krankheitsprognose verrät – Carreras-Stiftung fördert Heidelberger Studie

Nr. 80 | 27.12.2005 | von (And)

Das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Medizinische Klinik der Universität Heidelberg führen gemeinsam eine Studie zum Multiplen Myelom durch. Dabei wollen die Forscher herausfinden, inwieweit das Ausmaß neugebildeter Blutgefäße im Knochenmark Aussagen über den weiteren Krankheitsverlauf zulässt. Um diesen Parameter zu messen, nutzen die Wissenschaftler ein bildgebendes Verfahren, die dynamischen Magnetresonanztomographie. Die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e. V., die sich für die Bekämpfung von Leukämie und anderen Bluterkrankungen einsetzt, fördert dieses Projekt mit 120.000 Euro.

Das multiple Myelom (MM) ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, bei der Plasmazellen, Zellen des blutbildenden Systems, entarten. Die Krebszellen lösen in ihrer Umgebung die verstärkte Bildung von Blutgefäßen aus (Angiogenese). Im Laufe der Erkrankungen wird die Knochensubstanz angegriffen; es kann zu spontanen Knochenbrüchen kommen, die zunächst an eine Osteoporose erinnern. Auffällige Blut- oder Urinwerte, Gelenk-, Knochenschmerzen oder Brüche gelten als Symptome für ein Multiples Myelom. Jährlich erkranken in Deutschland rund 5200 Menschen neu an der Krebserkrankung; sie tritt vorwiegend ab einem Alter von 60 Jahren auf.

Bei einem Befall des Knochenmarks mit Krebszellen lassen sich mit Hilfe der dynamischen, kontrastverstärkten Magnetresonanztomographie (dMRT) charakteristische Veränderungen und zugleich die Stärke der lokalen Durchblutung abschätzen. Durch frühere Untersuchungen ist bekannt, dass das Maß der Gefäßneubildung einen Anhaltspunkt dafür liefert, wie stark das Knochenmark bereits von den Zellen des Multiplen Myeloms durchsetzt ist. Wie empfindlich die dMRT in dieser Hinsicht sein kann, ist noch zu klären.

Heidelberger Wissenschaftler wollen nun herausfinden, ob die mithilfe der dMRT festgestellte Durchblutungsstärke der Wirbelsäule eine Aussage darüber zulässt, ob, wann und wie stark die Erkrankung fortschreitet. Professor Stefan Delorme, Abteilung Radiologie des Deutschen Krebsforschungszentrums, hat im Oktober gemeinsam mit Privatdozent Dr. Thomas Möhler und Dr. Jens Hillengaß von der Medizinischen Universitätsklinik, Abteilung Innere Medizin V, eine entsprechende klinische Studie begonnen. Dabei untersuchen die Ärzte mit bildgebenden Verfahren zwei Gruppen von Betroffenen: Zum einen Patienten mit einem für das Multiple Myelom typischen, krankhaften Laborbefund (eine so genannte „monoklonale Gammopathie“), die aber keine weiteren Zeichen der Erkrankung aufweisen und bei denen nicht klar ist, ob sie jemals tatsächlich erkranken werden. In dieser Gruppe sind auch Patienten mit einem Multiplen Myelom in einem frühen Stadium, die nach heutigen Standards keine Therapie benötigen. Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um Patienten mit behandeltem bzw. behandlungspflichtigem Multiplem Myelom. In einer Ausgangsuntersuchung wird mittels dMRT ein Erstbefund erstellt. Die Patienten erhalten dann Einladungen zu weiteren, regelmäßigen Kontrollen einschließlich dMRT, um ein erstmaliges Auftreten der Erkrankung (bei Gruppe 1) beziehungsweise ein Fortschreiten der Krebserkrankung (bei Gruppe 2) rechtzeitig zu aufzudecken.

Die Studie läuft über einen Zeitraum von drei Jahren. Mit ersten Ergebnissen ist etwa Ende 2008 zu rechnen.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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