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Rasterfahndung nach Krebsgenen

Forscherteam identifiziert bisher unbekannte Gene, die für die Signalübertragung bei Leukämie und anderen Krebsarten von Bedeutung sind

Nr. 43 | 08.08.2005 | von (JL)

Ursache von Krebs sind häufig Störungen von Informationswegen, die die Teilung von Zellen regulieren. Dr. Michael Boutros, Leiter der Boveri-Nachwuchsgruppe „Signalwege und Funktionelle Genomik“ des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), hat zusammen mit einem Team um Dr. Martin Zeidler, Abteilung Molekulare Entwicklungsbiologie des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie in Göttingen, den so genannten JAK/STAT-Signalweg untersucht, der bei Leukämien und Lymphomen eine wichtige Rolle spielt. Dabei fanden sie zuvor unbekannte Gene und Proteine, die für Krebstherapie und –diagnostik interessant werden könnten. Die Forscher setzten dabei auf die RNA-Interferenz-Methode, mit der man erstmals alle Komponenten einer Informationskaskade im gesamten Genom gleichzeitig untersuchen kann. Ihre Ergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature*, 11.August 2005, veröffentlicht.

Mit dem RNA-Interferenz-Verfahren entdeckten die Wissenschaftler Gene, die für 4 bekannte und 86 nicht charakterisierte Proteine codieren. Darunter sind mehrere Gene, die bei der Entstehung von Leukämien eine Rolle spielen. Die Forscher synthetisierten rund 20 000 künstliche RNA-Kopien, mit denen man über 90 Prozent der Drosophila-Genaktivität lahm legen kann. Damit fahndeten sie gezielt nach Genen, die Komponenten des JAK/STAT Signalwegs positiv oder negativ regulieren. Da diese Methode bei menschlichen Zellen noch nicht genomweit funktioniert, untersuchten die Wissenschaftler das Genom der Taufliege Drosophila. Der JAK/STAT-Signalweg ist in der Evolution von der Fruchtfliege bis zum Menschen hoch konserviert, weshalb Signalkaskaden bei Fruchtfliege und Mensch ähnlich aufgebaut sind. Im nächsten Schritt wollen Boutros und sein Team einzelne der neu identifizierten Komponenten molekularbiologisch-biochemisch charakterisieren, um deren Funktion in menschlichen Zellen zu erforschen.

JAK steht für „Janus Tyrosin Kinase“; JAKs sind Enzyme, die Transkriptionsfaktoren im Zellkern anschalten, die wiederum die Aktivität von Genen steuern. Der Transkriptionsfaktor STAT (signal transducer and activator of transcription) beeinflusst Gene, die die Zellteilung oder –differenzierung beeinflussen.

Beide Kooperationspartner werden im Rahmen des Emmy-Noether-Nachwuchsprogramms von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

*Patrick Müller, David Kuttenkeuler, Viola Gesellchen, Martin P. Zeidler and Michael Boutros: “Identification of novel JAK/STAT signalling components by genome-wide RNAi“, Nature, 11. August 2005

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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