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Oberflächenprotein trägt zu invasivem Wachstum bei Darmkrebs bei

Israelisch-deutsche Forschergruppe erforscht potenziellen Tumormarker

Nr. 10 | 01.03.2005 | von (And)

L1 heißt das Molekül, das einen neuen Ansatzpunkt für die Früherkennung von Darmkrebs bietet. Tumorimmunologen aus Israel und Deutschland beschreiben in einer kürzlich veröffentlichten Ausgabe des Journals of Cell Biology*, dass das Protein an den Grenzen eines Tumors gehäuft vorkommt und dadurch das Eindringen von Tumorzellen in benachbartes Gewebe (invasives Wachstum) und die Metastasenbildung begünstigt.
Das Adhäsionsmolekül L1 befindet sich auf der Oberfläche von Zellen und sorgt normalerweise dafür, dass Zellen aneinander haften. In Nervenzellen spielt das Protein eine wichtige Rolle bei deren Wanderung sowie beim Wachstum der Zellfortsätze (Axone) entlang bestimmter Bahnen. Auch in Tumoren kommt L1 vor. Bereits in einem früheren Kooperationsprojekt haben die israelischen und deutschen Forscher herausgefunden, dass sich anhand des Proteins sowohl Eierstockkrebs als auch Tumoren des Gebärmutterkörpers besser diagnostizieren lassen.

Bei ihren jüngsten Untersuchungen an Darmkrebszellen fanden Dr. Avri Ben-Ze’ev und Kollegen vom Weizmann Institute of Science in Rehovot sowie Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (Mitarbeiter um Dr. Peter Altevogt**) und der Universität Erlangen (Dr. Thomas Brabletz) ebenfalls das Adhäsionsmolekül. Überraschend war die unterschiedliche zelluläre Lokalisation von L1 in Abhängigkeit von der Zelldichte. Wachsen die Zellen in großer Dichte, wie es innerhalb eines Krebsherdes der Fall ist, war das Molekül nur in geringem Umfang auf der Zelloberfläche nachweisbar; dagegen zeigten Zellverbände mit geringer Dichte eine höhere Konzentration an. Derartige lockere Zellverbände treten bei Tumoren in der Peripherie, der „invasiven Front“, auf, von wo aus Krebszellen in andere Gewebe einwachsen. Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass L1 eine wichtige Rolle für das Wachstum und die Metastasierung von Tumoren spielt. Untermauert wird diese Annahme durch die Beobachtung, dass eine Blockade von L1 die Ausbreitung eines Krebsherds verhindert. Dagegen zeigten sich bei Zelllinien, die normalerweise das Adhäsionsmolekül nicht bilden, einige typische Merkmale von Krebszellen, wenn sie mit dem L1-Protein ausgestattet wurden. Das Auftreten des Moleküls an der invasiven Front geht einher mit der Bildung des Enzyms ADAM10 in dieser Region. Das Enzym spaltet den extrazellulären Anteil von L1 ab, so dass sich das Spaltprodukt in der Mikroumgebung der Tumorgrenzen anhäuft. Künftige Untersuchungen müssen zeigen, ob sich dieses Spaltprodukt als Tumormarker in der Diagnostik einsetzen lässt und ob L1 als Ansatzpunkt für die Therapie in Frage kommt.

*Nancy Gavert et al.: „L1, a novel target of ?-catenin signaling, transforms cells and is expressed at the invasive front of colon cancers”, The Journal of Cell Biology, Vol. 168, No.4, February 14, 2005, 633-642, www.jcb.org/cgi/doi/10.1083/jcb.200408051

**Daniela Gast, Annette Schneider, Peter Altevogt

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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