„Eine Herausforderung, auf die man nur selten trifft“
Heute stellte sich Professor Dr. Otmar D. Wiestler, der neu gekürte wissenschaftliche Stiftungsvorstand und Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg der Presse vor. „Das DKFZ als eines der großen Krebsforschungsinstitute weltweit braucht einen jungen, dynamischen, nach vorn schauenden wissenschaftlichen Vorstand, der die anstehenden Herausforderungen meistert“ kommentierte Dr. Peter Lange, Bundesministerium für Bildung und Forschung, derzeitiger Kuratoriumsvorsitzender des DKFZ, die Entscheidung für Wiestler. Das Zentrum müsse „seine besondere Rolle nach außen tragen und damit dem Gewicht der deutschen Wissenschaft weltweit Substanz verleihen“.
Als eine „Herausforderung, auf die man nur selten trifft“ bezeichnete Wiestler selbst seinen Amtsantritt. Eine starke Motivation, das Heidelberger Amt anzunehmen, sei für ihn die Aussicht, an einem so renommierten Forschungszentrum gestalterisch mitwirken zu können: „Das Krebsforschungszentrum hat sich in der Hand von Harald zur Hausen zu einem Exzellenzzentrum entwickelt. Künftig geht es verstärkt um die Übersetzung der Ergebnisse in die Anwendung“. Wiestler plant, das Zentrum an neue Aufgaben heranzuführen. „Die öffentlichkeit erwartet von uns, dass wir in stärkerem Maße an die klinische Anwendung denken. Ich möchte das Zentrum zu einem Motor entwickeln, der Ergebnisse aus der Grundlagenforschung in Diagnostik und Therapie überführt.“ Dazu müssen in noch stärkerem Maße als bisher Partner gesucht werden – sowohl aus dem klinischen Bereich als auch aus der Industrie.
Wiestler sieht seine besondere Chance darin, dass Handlungsspielraum für eine wissenschaftliche Umorientierung des Zentrums vorhanden sei, da in den nächsten Jahren rund 20 Abteilungsleiter in den Ruhestand gehen. Ein weiteres zentrales Anliegen ist für Wiestler, den Nachwuchs noch stärker zu fördern „Brilliante junge Köpfe sind unser größtes Kapital“. Neben allem Einsatz im Forschungsmanagement will Wiestler auch seine wissenschaftliche Arbeit weiterführen und die Untersuchung von Hirntumoren sowie die Erforschung von Tumorstammzellen in Heidelberg etablieren. Gerade die Untersuchung von Tumorstammzellen erfahre derzeit international Aufwind, so der Wissenschaftler. In Zukunft erwarte er aus diesem Forschungszweig wichtige neue Informationen über Krebs. Nach einem beeindruckend schnellen Berufungsverfahren – die ersten Gespräche wurden erst am 20. August dieses Jahres geführt – wird Wiestler das Amt bereits zum 1. Januar 2004 übernehmen.
Nach ersten beruflichen Stationen in Freiburg i. Br., in San Diego (USA) und in Zürich (Schweiz) setzte Wiestler seine Forschung im Bereich Neuropathologie in Bonn fort. Seit dem Beginn seiner Karriere steht die Aufklärung molekularer Ursachen von Gehirntumoren im Mittelpunkt seiner Arbeit. Seine weiteren Arbeitsgebiete sind die Stammzellforschung sowie die Untersuchung von Defekten im Gehirn, die Epilepsie auslösen. Als Forscher mit internationalem Renommee kann Wiestler eine Publikationsliste von über 300 Aufsätzen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften vorweisen. Seine konzeptionellen und gestalterischen Fähigkeiten bewies er in der Leitung zahlreicher hochrangiger wissenschaftlicher Gremien, unter anderem als Sprecher zweier Sonderforschungsbereiche. Seit 1994 ist er Leiter des Hirntumor-Referenzzentrums der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie, seit 1996 Mitglied im Medizinischen Beirat und Kuratorium der Deutschen Krebshilfe.
Für die Deutsche Forschungsgemeinschaft sitzt er dem Fachausschuss für Theoretische Medizin vor und ist Vorstandsvorsitzender des Kompetenznetzwerks Stammzellforschung des Landes Nordrhein-Westfalen. In der Technologie-Plattform LIFE & BRAIN GmbH in Bonn bekleidet er die Funktion des Medizinischen Geschäftsführers.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.