Ordnung im Zellkern
Jedes Chromosom hat seinen Platz
Seit mehr als 100 Jahren beschäftigt Zellbiologen die grundlegende Frage, ob Chromosomen im Kern von Säugetierzellen zufällig angeordnet sind oder es aber einen Mechanismus gibt, der sie in spezieller Weise positioniert.
Eine mögliche Antwort fanden nun die Wissenschaftler Daniel Gerlich und Roland Eils am Deutschen Krebsforschungszentrum in Zusammenarbeit mit Jan Ellenberg am EMBL in Heidelberg, indem sie Chromosomen markierten und deren Wanderung bei der Zellteilung beobachteten*. Sie entdeckten, dass die Position der Chromosomen im Zellkern vorab definiert ist und davon abhängt, zu welchem Zeitpunkt die Erbmoleküle während der Zellteilung in ihre Schwesterchromatiden getrennt werden. Dieses Timing legt die Geographie der Chromosomen in den Tochterzellen fest und "vererbt" die Anordnung auch auf die nachfolgenden Zellgenerationen.
Eine abschließende Begründung für diesen aktiven Mechanismus kann auch Eils nicht geben. "Eine Möglichkeit wäre jedoch, dass die geregelte Anordnung der Chromosomen der Kontrolle globaler Genexpressionsmuster im Zellkern dient."
*Gerlich D, Beaudouin J, Kalbfuss B, Daigle N, Eils R, Ellenberg J. Global chromosome positions are transmitted through mitosis in mammalian cells. Cell, Vol 112, 751-764
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.