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Deutscher Krebspreis für Weiterentwicklung der Präzisionsstrahlentherapie

Nr. 14 | 20.03.2003 | von (Koh)

Für seine Arbeit zur Verbesserung der Präzisionsstrahlentherapie erhält Professor Dr. Wolfgang Schlegel, Leiter der Abteilung Medizinische Physik im Deutschen Krebsforschungszentrum, den klinischen Teil des Deutschen Krebspreises.

Die Strahlentherapie ist nach der Chirurgie die erfolgreichste und am häufigsten eingesetzte Behandlung bei Krebserkrankungen. Schlegels Arbeit hat dazu beigetragen, dass die Strahlen heute immer präziser auf den Tumor gelenkt werden können. Die in seiner Abteilung entwickelten rechnergesteuerten Blendensysteme und Computerprogramme für die dreidimensionale Therapieplanung gewährleisten, dass gesundes Gewebe in der Umgebung des Tumors geschont wird.
Idealerweise wird dem Tumor eine so hohe Dosis verabreicht, dass alle Krebszellen zerstört werden. Dies ist jedoch schwer zu erreichen, wenn bösartige Tumoren strahlenempfindliche Organe wie den Sehnerv oder das Rückenmark hufeisenförmig umwachsen, so dass die empfindlichen Gewebe bei der Strahlentherapie direkt in der "Schusslinie" liegen: Hier setzt Schlegels neueste Entwicklung, die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT), an: Die Methode beruht darauf, die Intensitäten der Strahlendosis innerhalb eines Bestrahlungsfeldes zu verändern – zu modulieren. Damit ist es möglich, die Dosis im Tumor zu erhöhen, ohne benachbarte Risikoorgane in Mitleidenschaft zu ziehen.

In den USA konnte mit einer ersten, 700 Patienten umfassenden Studie bereits gezeigt werden, dass durch die IMRT bei der Behandlung von Prostatakrebs schwerwiegende Nebenwirkungen gesenkt und das krankheitsfreie Überleben verlängert werden können. Im Deutschen Krebsforschungszentrum wird seit 1998 mit einer Studie geklärt, bei welchen Tumorerkrankungen die Behandlung mit der IMRT Vorteile bringt. Bisher wurden bereits über 400 Patienten mit Tumoren im Kopfbereich,
rückenmarksnahen Tumoren, sowie Prostata- und Brustkrebs mit viel versprechenden Ergebnissen behandelt.

In Deutschland könnten pro Jahr etwa 40.000 Patienten mit ungünstig gelegenen Krebsherden von der IMRT profitieren. Das Verfahren ist außer im Krebsforschungszentrum in zehn deutschen Kliniken* etabliert oder im Aufbau befindlich. Die Behandlungskapazitäten reichen bisher jedoch nur für 400 Patienten jährlich aus. Allerdings wird den Krankenhäusern die aufwendige IMRT mit nur rund 1500 Euro vergütet – demselben Satz wie für eine herkömmliche Präzisionsstrahlenbehandlung. Daher findet die neue Behandlungsform, die mit doppelt so hohen Kosten zu Buche schlägt, in Deutschland nur zögerlich den Weg in die Klinik – zum Nachteil der Patienten, deren Heilungschancen durch die IMRT erhöht wären.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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