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Molekulare Dichtungen

Meyenburg-Preis 2001 geht an den Zellbiologen Shoichiro Tsukita

Nr. 40 | 06.12.2001 | von (Koh)

Am 12. Dezember wird Dr. Marion Meyenburg den Meyenburg-Preis 2001 an Professor Dr. Shoichiro Tsukita übergeben. Tsukita, der seit 1996 die Abteilung für Zellbiologie der Universität Kyoto leitet, erhält die Auszeichnung für die Aufklärung einer lebenswichtigen Proteinstruktur der Zelle. Damit schuf er die Grundlage zum Verständnis der Ursachen vieler Krankheiten und für völlig neue Therapieansätze.

In Geweben, die innere oder äußere Körperflächen auskleiden (Epithelien), bilden benachbarte Zellen eine Art molekularer Dichtungen aus, um die Zell-Zell-Kontaktstellen wasserdicht zu versiegeln. Diese Dichtungen, in der Wissenschaftssprache "tight junctions" genannt, regulieren den Durchlass bestimmter Substanzen und erfüllen so eine entscheidende Funktion bei der geordneten Verteilung der Körperflüssigkeiten.

Tsukita gelang es erstmals, Proteine dieser Dichtung zu identifizieren, die Claudine und das Occludin. Der molekulare Bauplan der Claudine erwies sich für den Wissenschaftler sogleich als Schlüssel zur Klärung der Ursache schwerer Duchfallerkrankungen: Bakterielle Giftstoffe lagern sich so an die Claudine der Darmzellen an, dass die abdichtende Funktion nicht mehr gewährleistet ist, der Körper also durch die Zellzwischenräume hindurch große Mengen an Flüssigkeit verliert. Das selbe Wirkprinzip erklärt auch die Entstehung verschiedener Schwellungen, wie z. B. des lebensbedrohlichen Hirnödems.

Für die Krebstherapie haben Tsukitas Forschungsergebnisse besondere Bedeutung: Er wies nach, dass verschiedene Gewebetypen unterschiedliche Claudine bilden. So sorgt z.B. ein bestimmter Claudintyp für die besonders dichte Auskleidung der feinen Blutgefäße im Gehirn ("Blut-Hirn-Schranke"), die die meisten Medikamente daran hindert, auf dem Blutweg in dieses Organ zu gelangen. Durch die Entwicklung von Substanzen, die spezifisch an diesen Claudinmolekülen angreifen, können Hirntumoren nun einer gezielten Chemotherapie zugänglich gemacht werden.
Maria Meyenburg verfügte 1975 testamentarisch die Einrichtung der Wilhelm und Maria Meyenburg-Stiftung im Deutschen Krebsforschungszentrum, die den derzeit mit 35 000 Euro dotierten Preis jährlich für herausragende Leistungen in der Krebsforschung vergibt.

Die Preisverleihung findet am Mittwoch, dem 12. Dezember 2001, um 16.00 Uhr im Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums statt. Interessierte Bürger und Journalisten sind herzlich eingeladen.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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