Diagnose über die Datenautobahn
Heidelberger Ärzte übermitteln medizinische Bilddaten per Teleradiologie
Am 12.12. um 12.00 Uhr wird im Krankenhaus Salem ein neuer Rechner eingeweiht. Der Computer, mit dem seit fünf Jahren ein Austausch radiologischer Befunde zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum und dem Krankenhaus durchgeführt wird, wird durch einen neueren und leistungsfähigeren ersetzt. Damit geht die Zusammenarbeit zwischen der Abteilung Onkologische Diagnostik und Therapie des Deutschen Krebsforschungszentrums mit dem Krankenhaus Salem in eine neue, noch effizientere Phase.
Es geht darum, Aufnahmen der Patienten des Krankenhauses, die mit dem Computertomographen im Krebsforschungszentrum gemacht werden, über ISDN-Leitungen zu dem behandelnden Arzt zurückzuschicken. Die Bilder sind oft schon übertragen, bevor die Patienten wieder in ihrem Krankenhaus sind. Die aktivste Teleradiologie-Verbindung besteht zu den Internisten (Chefarzt Prof. Dr. Helmut K. Seitz) und Urologen (Priv.-Doz. Dr. Uwe Ikinger) im Krankenhaus Salem. Seit fünf Jahren werden die Patientenaufnahmen dorthin übertragen und anschließend in einer Telekonferenz aller Partner besprochen. Etwa 100 000 Einzelbilder wurden in den letzten Jahren übermittelt. Auf diese Weise wurden pro Patient etwa 25 DM für Filmmaterial eingespart. Insbesondere wird aber die Kommunikation beschleunigt und qualitativ durch den direkten Kontakt zwischen dem behandelnden Kliniker und dem Radiologen verbessert. Möglicherweise werden auch die Liegezeiten durch die schnellere Bildübermittlung reduziert.
Die Abteilung Medizinische und Biologische Informatik des Deutschen Krebsforschungszentrums hat bereits 1994 zusammen mit der Abteilung Onkologische Diagnostik und Therapie und der Telekom-DeTe Berkom, Berlin, unter Leitung von Dr. Uwe Engelmann einen ersten Prototypen eines Teleradiologiesystems entwickelt und in Zusammenarbeit mit 13 medizinischen Einrichtungen erfolgreich in klinischer Routine getestet. Dieses System wurde durch das Steinbeis-Transfer-Zentrum Medizinische Informatik, das eine Ausgründung des Deutschen Krebsforschungszentrums ist und im Technologiepark Heidelberg angesiedelt, in ein kommerzielles Produkt mit dem Namen CHILI umgesetzt. Das CHILI-System wird inzwischen in über 60 Kliniken benutzt, davon 10 in den USA. Dies heißt, daß auch alle diese Kliniken miteinander über das System kommunizieren können. Neben dem Krankenhaus Salem sind weitere Kooperationspartner die Heidelberger Universitätsfrauenklinik (Prof. Dr. Dietrich von Fournier) und bisher der Speyerer Hof (Dr. Horst Cornelius).
Inzwischen wird bereits an der nächsten Generation der Teleradiologie gearbeitet. In einem von der Europäischen Union geförderten Projekt wird die Zielsetzung verfolgt, die medizinischen Bilder drahtlos über den neuen Kommunikationsstandard UMTS auf Taschenrechner-große Computer des Arztes übertragen zu können. Damit wird der Arzt die Bilder auch in der Telekonferenz mit seinen Kollegen besprechen können - unabhängig davon, ob er gerade in der Klinik oder in einem anderen Raum oder Zuhause im Nachtdienst ist.
Am 12.12. um 12.00 Uhr findet eine Telekonferenz zwischen den Ärzten des Krebsforschungszentrums und des Krankenhauses Salem statt, zu der Journalisten herzlich eingeladen sind. Wissenschaftler und Ärzte informieren über neue Entwicklungen der Teleradiologie in Heidelberg.
Evangelisches Krankenhaus Salem
Innere Medizin
Prof. Dr. Helmut K. Seitz
Zeppelinstr.11
69121 Heidelberg
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
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