Thrombopoetin und das Schicksal von Blutstammzellen
Wilhelm-Ellermann-Preis Hämatologie 1999 für Untersuchungen zu Bluterkrankungen
Professor Radek Skoda, seit Februar 2000 neuer Leiter der Klinischen Kooperationseinheit Molekulare Hämatologie/Onkologie des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Universitätsklinikums Heidelberg, hat vor kurzem von der Ellermann-Stiftung, Bern/Schweiz, den mit 20 000 Schweizer Franken dotierten Wilhelm-Ellermann-Preis Hämatologie 1999 erhalten. Die Stiftung würdigt mit dem Preisgeld drei wissenschaftliche Arbeiten des Schweizers auf dem Gebiet der Bluterkrankungen.
Skoda befasst sich seit mehreren Jahren mit molekularen Faktoren, die die Entwicklung von bestimmten Blutvorläuferzellen des Knochenmarks zu Blutplättchen, den Thrombozyten, steuern. Diese spielen neben den roten und weißen Blutkörperchen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung. Störungen in diesem Entwicklungsprozess stehen möglicherweise im Zusammenhang mit dem unkontrollierten Wachstum von blutbildenden Knochenmarkzellen.
Der Mediziner erhielt die Auszeichnung für seine Untersuchungen des Proteins Thrombopoetin, das eine zentrale Rolle bei der Regulation der Bildung von Thrombozyten aus Knochenmarkstammzellen spielt. Skoda fand heraus, dass eine Veränderung im Erbgut von Thrombopoetin zu einer vererbbaren Bluterkrankung, der Thrombozythämie, führen kann, bei der es zu einer übermäßigen Produktion von Thrombozyten kommt. Zudem entdeckte der Schweizer, welche Mechanismen die Bildung des Proteins normalerweise unterdrücken und damit eine Überproduktion verhindern. Die Rolle spezieller Rezeptoren, an die der Botenstoff Thrombopoetin "andockt", um das Signal für die Bildung der Blutplättchen weiterzugeben, stand im Mittelpunkt einer weiteren wissenschaftlichen Arbeit, für die Radek Skoda mit dem Wilhelm-Ellermann-Preis 1999 geehrt wurde.
Die Ellermann-Stiftung wurde 1981 von Sigrid Ellermann-Salomon zum Andenken an ihren Ehemann, den Neurologen Mogens Ellermann, und dessen Vater, den Hämatologen Wilhelm Ellermann, gegründet. Die Stiftung stellt finanzielle Mittel zur Organisation einer jährlichen Wilhelm und Mogens Ellermann-Gedenkvorlesung auf den Gebieten Hämatologie und Neurologie zur Verfügung. Zudem vergeben die Schweizerische Gesellschaft für Hämatologie und die Schweizerische Neurologische Gesellschaft im Auftrag der Ellermann-Stiftung jährlich wechselnd einen Preis an einen Forscher auf dem Gebiet der Hämatologie beziehungsweise der Neurologie.
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