Technologietransfer: Deutsches Krebsforschungszentrum und LION Bioscience AG vereinbaren Zusammenarbeit
Das Deutsche Krebsforschungszentrum und die LION Bioscience AG haben Ende Mai 1999 einen Lizenz- und Kooperationsvertrag abgeschlossen über eine strategische Zusammenarbeit im Bereich Genomforschung und Bioinformatik. Die Laufzeit der Vereinbarung ist zunächst auf fünf Jahre festgelegt. Die vereinbarte wissenschaftliche Zusammenarbeit soll der Weiterentwicklung der DNS-Chiptechnologie zur Untersuchung des Erbguts und dem Ausbau leistungsstarker Computerprogramme zur Verarbeitung der Ergebnisse dienen. Chiptechniken gewinnen zunehmend an Bedeutung für die Diagnose und Therapie genetisch bedingter Erkrankungen und für die Vermeidung von Nebenwirkungen bei der Medikamentengabe. LION erwirbt die Lizenz an zwei Patentanmeldungen des Zentrums. Die Erfindungen kommen aus den Abteilungen Funktionelle Genomanalyse und Theoretische Bioinformatik von Dr. Jörg Hoheisel und Dr. Martin Vingron. Neuartig an der Gestaltung des Lizenzvertrags ist, daß mit Zustimmung des Kuratoriums des Krebsforschungszentrums das "Down Payment", das heißt der materielle Wert der Erfindung, in Form von Anteilen an LION vereinbart wurde. Zudem ist das Zentrum mit bestimmten Prozentwerten am Nettoverkaufserlös von Produkten des Unternehmens beteiligt, die mit den lizensierten Techniken zustande kommen. Für die wissenschaftliche Kooperation zwischen den beiden Abteilungen und LION wurde darüber hinaus eine jährliche Zahlung an die beiden Abteilungen vereinbart. Über die Vertragslaufzeit gewinnt die strategische Kooperation zunehmend an wirtschaftlichem Wert für das Deutsche Krebsforschungszentrum.
Die Zusammenarbeit der Abteilungen von Martin Vingron und Jörg Hoheisel mit der Heidelberger Biotechnologiefirma, die sich mit ihren Bioinformatiksystemen "SRS" und "Bioscout" weltweit einen Namen gemacht hat, umfaßt mehrere Bereiche. Die Abteilung Funktionelle Genomanalyse wird LION bei der Etablierung von Verfahren beraten, die Rückschlüsse darauf erlauben, welche Gene unter welchen Bedingungen aktiv sind. Die Wissenschaftler des Krebsforschungszentrums setzen die Methode ein, um die Wirkung chemischer und physikalischer Reize auf Zellen zu studieren. Ausgewählte Fragestellungen sollen gemeinsam untersucht werden. Die für diese wissenschaftlichen Arbeiten notwendigen technischen Einrichtungen und Apparaturen werden gemeinsam genutzt. Hoheisel und seine Mitarbeiter werden das Unternehmen außerdem bei der Herstellung der für die Untersuchungen notwendigen Erbgutschnipsel, Oligonukleotide, unterstützen. Die Vertragspartner werden bewährte Methoden gemeinsam weiterentwickeln. Die Abteilung Theoretische Bioinformatik hat Computerprogramme und Algorithmen zur Auswertung der Untersuchungsergebnisse zur Erbinformation und zur Aktivität einzelner Gene entwickelt. Für die Dauer des Vertrags stellt Vingron LION Programme zur Verfügung, mit denen die Eigenschaften, Transkriptionsprofile, bestimmter Gene ausgewertet und beschrieben werden können. Die Abteilungen des Zentrums und die entsprechenden Arbeitsgruppen des Unternehmens wollen sich gegenseitig "nach besten Kräften" unterstützen und den Technologietransfer von der Forschung in die Wirtschaft gewährleisten.
Fotos von der Vertragsunterzeichnung können in der Pressestelle angefordert werden: telefonisch 0 62 21 / 42 28 54, per Fax 0 62 21 / 42 29 68 oder per E-Mail pressestelle@dkfz-heidelberg.de
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
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