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Europäische Strategien im Umgang mit erblichem Brustkrebs

Nr. 13 | 20.05.1999 | von (vib/schm)

Vom 27. bis zum 29. Mai ist das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg Gastgeber für ein Symposium über familiären Brustkrebs. Wissenschaftler aus elf europäischen Ländern präsentieren die Ergebnisse einer von der Europäischen Union finanzierten Studie, dem "Familial Breast Cancer Demonstration Project", in der sie untersuchen, wie neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die genetischen Ursachen von Brustkrebs im klinischen Alltag umgesetzt werden können. In verschiedenen europäischen Ländern werden dabei unterschiedliche Verfahren praktiziert, die auf der Tagung vorgestellt werden.

Bislang sind zwei Gene, BRCA1 und BRCA2, bekannt, deren Veränderung zu Brustkrebs führen kann. Etwa fünf Prozent aller Brustkrebsfälle sind erblich bedingt. Eine Frau, die aus einer Risikofamilie stammt, kann durch einen Gentest feststellen lassen, ob sie ein verändertes BRCA-Gen in sich trägt und mit hoher Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs erkranken wird. Diese Erkenntnis kann ihr von Nutzen sein, wenn durch engmaschige ärztliche Kontrollen der Tumor in einem so frühen Stadium entdeckt wird, daß die Heilungschancen groß sind. Die Forscher in den verschiedenen Ländern beschäftigen sich deshalb nicht nur damit, welche Methoden zum Nachweis der Genveränderungen am bestengeeignet sind. Sie untersuchen auch, wie Frauen mit einem positiven Testergebnis medizinisch am besten betreut werden können, zum Beispiel in welchen zeitlichen Abständen eine Mammographie vorgenommen werden sollte.

Wenn nachgewiesen wird, daß Frauen mit familiärer Vorbelastung von den Gentests und den daran anschließenden Früherkennungsmaßnahmen profitieren, sollen diese Leistungen europaweit als Routineangebot in Früherkennungsprogramme aufgenommen werden. "Gegenwärtig dokumentieren wir, wie die einzelnen Aspekte - also der Gentest, die Patientinnenberatung, die medizinische Behandlung, aber auch die ethischen Folgen positiver Testergebnisse - in den verschiedenen europäischen Ländern gehandhabt werden. Da gibt es bisher durchaus Unterschiede", sagt Privatdozentin Dr. Jenny Chang-Claude, Abteilung Epidemiologie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg. "Am Ende sollen dann europaweit Empfehlungen abgeleitet werden", so die Wissenschaftlerin.

Chang-Claude ist die Verantwortliche für den deutschen Teil der europäischen Studie. Der Beitrag ihrer Arbeitsgruppe besteht darin, statistische Methoden zu entwickeln, mit denen - je nach familiärer Vorgeschichte – Gruppen mit unterschiedlichem Risiko identifiziert werden können. Auf dieser Basis können das persönliche Erkrankungsrisiko von Frauen, in deren Familien bereits Brustkrebs aufgetreten ist, abgeschätzt und die nachfolgende Diagnostik und Therapie angepaßt werden.

Das Symposium beginnt am Donnerstag, dem 27. Mai 1999, um 13:00 Uhr im Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums (Im Neuenheimer Feld 280, Heidelberg). Die Veranstaltung wird in englischer Sprache abgehalten.

Journalisten sind herzlich dazu eingeladen, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an PD Dr. Jenny Chang-Claude (06221 – 42 23 73). Das aktuelle Programm ist im Internet abrufbar unter: http://www.abdn.ac.uk/~mmd249

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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