Kehlkopfkrebs - eine Berufskrankheit?
Angehörige der Textil- und der Baubranche haben ein erhebliches Risiko an Kehlkopfkrebs zu erkranken.1 Da die genauen Auslöser der Krebsentstehung noch unbekannt sind, soll in einer neuen Studie der Zusammenhang zwischen beruflichen Faktoren und der Tumorbildung geklärt werden. Diese über drei Jahre dauernde Studie wird unter Leitung von Privatdozent Dr. Heiko Becher, Abteilung für Epidemiologie des Deutschen Krebsforschungszentrums, und von Dr. Andreas Dietz, Hals-Nasen-Ohren-(HNO)-Klinik der Universität Heidelberg, durchgeführt werden. In dieser Untersuchung soll geklärt werden, ob und welche Stoffe am Arbeitsplatz, in der Wohnung oder in der Freizeit die Entstehung von Kehlkopfkrebs auslösen oder begünstigen. Außerdem werden Tests zu molekulargenetischen Aspekten der Entstehung von Geschwülsten stattfinden, die von Dr. Peter Schmezer und Dr. Angela Risch, Abteilung Toxikologie und Krebsrisikofaktoren des Deutschen Krebsforschungszentrums, bearbeitet werden. Zusätzlich werden von Dr. Franz Xaver Bosch, HNO-Klinik der Universität Heidelberg, molekularbiologische Untersuchungen am Tumor durchgeführt, die Rückschlüsse darauf zulassen, ob der Patient krebsauslösenden Stoffen ausgesetzt war. Auch gibt es gewisse Hinweise auf die Beteiligung von Ernährungsfaktoren an der Krebsentstehung, die genauer erforscht werden müssen. Die Studie wird im Rhein-Neckar-Raum bis Darmstadt und in der Umgebung von Heilbronn an 350 Erkrankten und einer doppelt so großen Kontrollgruppe gesunder Menschen durchgeführt. Tumorpatienten werden, mit deren Einverständnis, vom behandelnden Arzt in der HNO-Klinik in Heidelberg gemeldet. Die Kontrollgruppe wird zufällig ermittelt. Von den Teilnehmern werden mit einem Fragebogen Informationen über Arbeitsleben, Wohnbedingungen, Freizeitbeschäftigung, Rauch- und Trinkgewohnheiten, Ernährung, Gesundheit und Familie eingeholt.
Eine kleine Menge Blut eines jeden Teilnehmers wird mit Hilfe molekularbiologischer Methoden unter anderem daraufhin untersucht, wie groß die Fähigkeit seines Organismus ist, Zellschädigungen zu reparieren. Von an Kehlkopfkrebs erkrankten Patienten werden außerdem Gewebeproben ihres Tumors und von nicht-tumorbefallener Kehlkopfschleimhaut untersucht.
Die geplante Studie dient dazu, Menschen zu identifizieren, die aufgrund ihrer Arbeit oder Lebensbedingungen besonders gefährdet sind, an Kehlkopfkrebs zu erkranken. Es ist dann möglich, vor den Ursachen der Entstehung der Erkrankung zu warnen und einen Beitrag zur Vorbeugung zu leisten.
Die Studie wird durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie gefördert und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie durchgeführt.
1 Einzelheiten z.B. bei H. Maier, E. Sennewald E. Risikofaktoren Kopf-Hals-Krebs. Herausg.: Hauptverband der deutschen Berufsgenossenschaft, 1994.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.