Angeklagt: Humanes Herpesvirus 8, Mitverursacher des Kaposi-Sarkoms?
Der Meyenburg-Preis 1997 wird den Entdeckern des Virus verliehen
Der diesjährige Preis der Wilhelm und Maria Meyenburg-Stiftung geht mit je 20.000 Mark an Dr. Juan Chang, College of Physicians and Surgeons, und an Dr. Patrick S. Moore, Division of Epidemiology der Columbia University, USA. Der Preis wird seit 1980 jährlich für hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung verliehen.
Bei der Suche nach dem Verursacher des Kaposi-Sarkoms, einer Tumorart, unter der vor allem Aids-infizierte Männer leiden, entdeckten Chang und Moore 1994 ein neues Virus. Die Analyse seiner Erbsubstanz wies es als einen Vertreter der Herpesviren aus. Es erhielt die Bezeichnung Humanes Herpesvirus 8 (HHV-8). Eine gewisse Verwandtschaft besteht zwischen HHV-8 und dem Epstein-Barr-Virus, das als Verursacher des Burkitt-Lymphoms gilt.
Es ist nicht gesichert, ob HHV-8 das Kaposi-Sarkom auslöst oder nur bevorzugt das Tumorgewebe besiedelt. Doch Chang und Moore fanden im Erbgut des Virus gleich mehrere Gene, die möglicherweise bei der Krebsentstehung eine Rolle spielen. Das Virus nutzt dabei eine besonders hinterhältige Strategie: Es imitiert Gene seines unfreiwilligen "Gastgebers”, des Menschen, und sabotiert dabei lebenswichtige Funktionen der infizierten Zellen. Vor allem ist es in der Lage, das Zellwachstum deutlich zu beschleunigen.
Die Meyenburg-Stiftung übergibt den Preis an Dr. Chang und Dr. Moore am Freitag, dem 21.11.97, um 15 Uhr im Hörsaal des Kommunikationszentrums des Deutschen Krebsforschungszenntrums. Journalisten sind herzlich eingeladen.
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