Krebssterblichkeit sinkt
Neuer Krebsatlas für die Bundesrepublik Deutschland erschienen - erstmals Zahlen über die Krebssterblichkeit in Ost und West
Der neue Krebsatlas für die Bundesrepublik Deutschland steht ab 27. Oktober 1997 in den Buchhandlungen zum Verkauf. Er beschreibt für Krebs insgesamt und für die 24 häufigsten Krebsarten (Mann und Frau) die Entwicklung der Sterblichkeitsrate seit Beginn der fünfziger Jahre bis zum Jahr 1995 für die alten und neuen Bundesländer. Für den Zeitraum 1981 bis 1990 stellt der Atlas darüber hinaus die regionale Verteilung der Sterblichkeit in Karten vor, die nach Landkreisen unterteilt sind.
Erstmals geht in Deutschland die Sterblichkeit an Krebs insgesamt für beide Geschlechter zurück. Diese Trendwende seit Beginn der neunziger Jahre beruht vor allem auf dem Rückgang der Sterblichkeit an Lungenkrebs bei Männern. Doch sinken auch die Sterblichkeitsraten für Darmkrebs bei Frauen sowie für Magenkrebs bei beiden Geschlechtern. Bei einigen Krebsarten, Brustkrebs bei Frauen, Prostatakrebs bei Männern und Krebs der Bauchspeicheldrüse bei beiden Geschlechtern, ist der Anstieg der Sterblichkeitsrate zum Stillstand gekommen.
Ursachen für den Rückgang sind Änderung der Lebensgewohnheiten, zum Beispiel der rückläufige Zigarettenkonsum bei Männern, sowie Verbesserungen bei der Früherkennung, zum Beispiel von Gebärmutterhalskrebs, und bei der Therapie, zum Beispiel von Krebserkrankungen bei Kindern.
Nur bei Lungenkrebs bei Frauen sowie bei einigen selteneren Krebsarten, zum Beispiel Hirntumoren und Lymphomen, und bei Krebserkrankungen des blutbildenden und lymphatischen Systems steigt die Sterblichkeitsrate weiter an.
Für jede der behandelten Krebsarten werden in einem einführenden Textteil des Krebsatlas Vergleiche zu anderen europäischen und außereuropäischen (USA und Japan) Ländern gezogen, wird die Situation bei den Neuerkrankungen und Überlebenszeiten dargestellt. Eine Übersicht über den derzeitigen Wissensstand zu den Ursachen der jeweiligen Krebserkrankung vervollständigt die Einführung. Grafiken und kartographische Darstellungen bilden das Herzstück jedes Kapitels, die ihnen zugrundeliegenden Daten dokumentiert ein ausführlicher Tabellenteil.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum weist ausdrücklich darauf hin, daß die Ursachen der im Krebsatlas abgebildeten Krebssterblichkeit mindestens 20 bis 30 Jahre zurückliegen. Von den Sterblichkeitsdaten in einer bestimmten Region kann deshalb nicht auf krebsfördernde oder krebsverhindernde Faktoren in dieser Region rückgeschlossen werden. Als Beispiel möge die Situation in den USA dienen: Florida weist die höchste Sterblichkeitsrate der USA auf, Grund: Eine große Zahl von Amerikanern zieht als Rentner wegen des Klimas nach Florida und verändert durch diesen Zuzug die gesamte Altersstruktur der Region. Entsprechend viele Krebstote werden dort registriert. Der Druck des Krebsatlas ist vom Bundesministerium für Gesundheit finanziell gefördert worden.
______________________________________________________________N. Becker J. Wahrendorf Krebsatlas der Bundesrepublik Deutschland 1981 - 1990 Atlas of Cancer Mortality in the Federal Republic of Germany 1981 - 1990 Dritte überarbeitete Auflage Third revised Edition Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York Tokyo ______________________________________________________________Bundesminister Dr. Jürgen Rüttgers stellte den Krebsatlas zusammen mit Prof. Harald zur Hausen und PD Dr. Nikolaus Becker vom Deutschen Krebsforschungszentrum in einer Pressekonferenz am Freitag, dem 24. Oktober 1997, um 13.00 Uhr im BMBF vor.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.