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Strategische Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Highlights der 27. Internationalen Papillomavirus-Konferenz

HPV-Viren
© dkfz.de

Wie viele Männer sind mit welchen HPV infiziert? Verursacht HPV auch weißen Hautkrebs? Ist das HPV-DNA-Screening kosteneffizient? Keine Vorbeugung, keine Früherkennung, kaum Behand-lungsmöglichkeiten: Gebärmutterhalskrebs in Afrika.

Harald zur Hausen, Ehrenpräsident der 27. Internationalen Papillomavirus Konferenz, vertritt bereits seit langem die Auffassung, dass auch Knaben gegen krebserregende humane Papillomviren (HPV) geimpft werden sollten. „Dies könnte die durchaus mögliche Ausrottung dieser Viren beschleuni-gen“, wie er betont. Anna Giuliano vom Moffitt Cancer Center in Florida analysiert nun erstmals, wie verbreitet krebserregende HPV beim Mann sind und wie lange die Infektionen bestehen, bis sie abklingen. Giulianos Fazit: Gerade Männer mit vielen Partnerinnen sind sehr häufig HPV-infiziert, bei ihnen dauern die Infektionen auch länger an. Infektionen mit HPV16, dem wichtigsten Erreger von Gebärmutterhalskrebs, bestehen bei Männern im Mittel 12 Monate und damit doppelt so lang wie mit den meisten anderen HPV-Typen. Sie verlaufen in der Regel symptomfrei und können in dieser Zeit unbemerkt an die Partnerinnen weitergegeben werden.

Mit einer anderen Untersuchung hatte Giuliano kürzlich belegt, dass der HPV-Imfpstoff Gardasil® auch junge Männer vor Krebsvorstufen (und Genitalwarzen) schützt. „Zusammengenommen lie-fern die Ergebnisse unserer beiden Studien gute Gründe, die Kosteneffizienz einer HPV-Impfung von Knaben sorgfältig zu evaluieren“, sagt die Forscherin.

Muss die Liste HPV-bedingter Krebserkrankungen in Zukunft verlängert werden? Neue Ergebnisse von Lutz Gissmann aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum sprechen dafür. Der Heidelberger Virologe entdeckte, dass bestimmte humane Papillomviren die Haut von Mäusen lichtempfindlich machen und damit ursächlich zur Entstehung von weißem Hautkrebs beitragen. „Wenn sich unsere Ergebnisse bestätigen, sollte man möglicherweise über eine Schutzimpfung für besonders gefähr-dete Personen nachdenken“, sagt Lutz Gissmann. Gefährdet sind z.B. Empfänger von Organtrans-plantaten, die ihr Leben lang immununterdrückende Medikamente einnehmen und dadurch anfäl-lig für alle Infektionen sind. Diese Menschen leiden hundertmal häufiger an weißem Hautkrebs als die Normalbevölkerung

Zahlreiche Studien belegen inzwischen, dass mit dem Nachweis von HPV-DNA die Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs wesentlich empfindlicher erfasst werden können als mit der jährlichen zytologischen Abstrich-Untersuchung, die in Deutschland seit den siebziger Jahren als Krebsfrüherkennung der Krankenkassen angeboten werden. Allerdings war bislang unklar, zu welchen Kosten ein solches Vorsorgekonzept in Deutschland umgesetzt werden könnte. Karl Ulrich Petry vom Klinikum Wolfsburg evaluierte nun verschiedene Screeningstrategien, die sich hinsicht-lich der Untersuchungsintervalle, der Testkombinationen (HPV-Test alleine oder in Kombination mit Pap-Zytologie) und der Altersgrenzen unterscheiden.

Die Analyse ergab, dass alle anderen Strategien wirksamer sind als die bisher empfohlene jährliche zytologische Untersuchung. Als effektivste und kosteneffektivste Strategie erwies sich ein HPV-Screening alle zwei Jahre vom 30. Lebensjahr an, dem vom 25. bis zum 29. Lebensjahr zytologische Untersuchungen in zweijährigen Abständen vorausgehen. Hier liegen die Kosten pro gewonnenes zusätzliches Lebensjahr bei 23.400 Euro (derzeitige Screening-Strategie, jährliche zytologische Untersuchung: 142.000 Euro!) „Nach unseren Erfahrungen könnte unter bestimmten Bedingungen auch eine Verlängerung des Intervalls der DNA-Tests auf drei bis fünf Jahre sinnvoll sein. Damit ließen sich die Kosten noch bedeutend reduzieren“, sagt Petry.

Pap-Abstrich oder Nachweis von HPV-DNA, HPV-Impfung nur für Mädchen oder auch für Knaben – solche Überlegungen sind in vielen Teilen der Welt reiner Luxus. 85 Prozent aller Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs treten in Entwicklungsländern auf. Rose Anorlu, Frauenärztin am Universi-tätsklinikum von Lagos, Nigeria, berichtet über die Situation in Afrika. In den Ländern Afrikas südlich der Sahara ist Gebärmutterhalskrebs mit 22.2 Prozent der Krebsfälle die häufigste Krebsart (Deutschland: 12. Stelle, etwa 2,8 Prozent aller Krebsfälle) und gleichzeitig die häufigste Krebstodes-ursache der Frauen (Deutschland: 13. Stelle, etwa 1,5 Prozent aller Krebstodesfälle)

Frühe Eheschließung bei gleichzeitiger Polygamie der Männer fördern hohe Infektionsraten. Armut, mangelnder Zugang zur medizinischen Versorgung, viele Geburten und unzureichende Hygiene sowie Infektionen wie Malaria; HIV und Tuberkulose, die das Immunsystem schwächen, fördern die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs.

Wenige Afrikanerinnen südlich der Sahara hatten je einen Pap-Test zur Krebsfrüherkennung, in Westafrika weniger als ein Prozent. Das hat zur Folge, dass der Krebs meist in einem sehr fortge-schrittenen Stadium entdeckt wird. In Lagos werden nur 10 Prozent aller Fälle von Gebärmuterhals-krebs in einem operablem Stadium entdeckt. Für alle anderen Patientinnen bleibt eine Strahlenthe-rapie als letzte Behandlungsoption. Dies scheitert jedoch meist am dramatischen Mangel an Gerä-ten: 2003 war in 15 afrikanischen Ländern kein einziges Strahlentherapiegerät vorhanden. Daher ist Schmerzlinderung das zentrale Bedürfnis der meisten Patientinnen. Jedoch fehlt es an Morphin zur Behandlung chronischer starker Schmerzen, das Medikament steht insgesamt nur in 11 von 47 afri-kanischen Ländern zur Verfügung.

Zentral für die afrikanischen Frauen ist eine möglichst effiziente Verteilung der extrem geringen Ressourcen im Gesundheitsbereich. „Schon wenn wir erreichen könnten, dass jede afrikanische Frau auch nur einmal im Leben einen Pap-Abstrich zur Früherkennung wahrnimmt, wäre viel gewonnen“, sagt Rose Anorlu.

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