Stefan Hell heute mit Otto-Hahn-Preis ausgezeichnet
Der Göttinger Physiker Stefan Hell (46), Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, erhält den mit 50.000 Euro dotierten Otto-Hahn-Preis für die Entwicklung der "STED-Mikroskopie". Dieses Verfahren überwindet die Auflösungsgrenze der klassischen Lichtmikroskopie und macht winzigste Strukturen im Inneren lebender Zellen sichtbar. Im Deutschen Krebsforschungszentrum leitet Hell die Kooperationsabteilung "Hochauflösende Optische Mikroskopie".
Bis vor wenigen Jahren galt für die Lichtmikroskopie die magische Auflösungsgrenze von 200 Nanometern, die Ernst Abbe bereits im Jahr 1873 in seinem berühmten Gesetz formulierte. Erst 120 Jahre später, Anfang der 1990er Jahre, gelang es dem Physiker Stefan Hell, diese magische Grenze zu durchbrechen und den Grundstein für die Lichtmikroskopie mit Auflösungen auf der Nanoskala – der Lichtnanoskopie – zu legen.
Die von Hell entwickelte STED-Mikroskopie erreicht mittlerweile eine Auflösung von etwa 10 bis 20 Nanometern. Die STED-Mikroskopie verwendet dafür gebündeltes Laserlicht und wird in der Regel auf Proben angewandt, die mit fluoreszierenden Farbstoffen markiert sind.
Dieses Verfahren hat insbesondere im Bereich der Zellforschung neue Untersuchungsmöglichkeiten aufgetan, da es Abbildungen ungekannter Detailschärfe vom Inneren von Zellen liefert: Mit der STED-Mikroskopie und verwandten Ansätzen kann beispielsweise verfolgt werden, wie sich Proteine innerhalb einer Zelle verteilen. Im Deutschen Krebsforschungszentrum arbeiten Hell und seine Mitarbeiter an der Entwicklung besonders leistungsfähiger Varianten dieser neuen Verfahren für die biologische und medizinische Grundlagenforschung ein. Durch besonders schnelle Aufnahmetechniken sollen physiologische Prozesse in der lebenden Zelle mit hoher Auflösung sichtbar gemacht werden, etwa das Freisetzen von Botenstoffen an Nervenenden oder aber die Unterschiede in der Genaktivität.
Stefan Hell wurde für die Überwindung der Beugungsgrenze im Lichtmikroskop schon mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er im Jahre 2006 den Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation ("Deutscher Zukunftspreis") und 2008 den Leibniz-Preis.
Der Otto-Hahn-Preis 2009, der gemeinsam getragen wird von der Gesellschaft Deutscher Chemiker, der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und der Stadt Frankfurt, wurde gestern, am 26. November, im Rahmen eines Festakts in der Frankfurter Paulskirche überreicht. Der alle zwei Jahre verliehene Preis zeichnet abwechselnd wissenschaftliche Leistungen der Physik und der Chemie aus.