Ausgezeichnete Forschung zu Hirntumoren
Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum erhalten Waltraud-Lewenz-Preis und Richtzenhain-Preis
Dr. Christiane Opitz und Dr. Ulrike Litzenburger aus der Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe Experimentelle Neuroimmunologie am Deutschen Krebsforschungszentrum teilen sich den diesjährigen Waltraud-Lewenz-Preis. Die beiden Wissenschaftlerinnen entdeckten einen Signalweg, der Hirntumoren besonders aggressiv macht und das Immunsystem schwächt.
Beim Glioblastom, dem bösartigsten unter den Hirntumoren, stießen die beiden auf die Spur des Moleküls Kynurenin. Es entsteht, wenn im Körper die Aminosäure Tryptophan – ein Bestandteil von Eiweißen, die mit der Nahrung aufgenommen werden – abgebaut wird. In Zellen von besonders aggressiv wachsenden Glioblastomen wiesen die Forscherinnen besonders viel Kynurenin nach. Zu ihrer Überraschung entdeckten Opitz und Litzenburger, dass Kynurenin an den so genannten Dioxinrezeptor bindet, der nach bisherigem Kenntnisstand nur durch Umweltgifte wie etwa Dioxin aktiviert wird. Die Bindung von Kynurenin an den Rezeptor führt zu einer Kette von Reaktionen, die schließlich das Tumorwachstum fördern und das Immunsystem schwächen. Dieser Zusammenhang scheint auch bei anderen Krebsarten, wie z.B. Blasen-, Darm-, oder Lungenkrebs, zu bestehen. Medikamente, die in den Dioxin-Signalweg eingreifen, könnten daher vielversprechende Angriffspunkte zur Behandlung von Glioblastomen und anderen Krebserkrankungen darstellen.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum vergibt die in diesem Jahr mit 7.500 Euro dotierte Auszeichnung zum vierten Mal. Die Wiesbadener Gymnasiallehrerin Waltraud Lewenz unterstützte mit ihrem Nachlass die beiden Forschungsschwerpunkte „Krebsrisikofaktoren und -prävention“ sowie „Diagnostik und experimentelle Therapie“ des Deutschen Krebsforschungszentrums. Darüber hinaus stiftete sie den alle zwei Jahre zu vergebenden Preis für exzellente wissenschaftliche Leistungen in den beiden genannten Forschungsbereichen.
Der in diesem Jahr mit 4500 Euro dotierte Richtzenhain-Preis wurde Dr. Marc Remke zuerkannt, der seine Doktorarbeit in der Abteilung Molekulare Genetik des Deutschen Krebsforschungszentrums abschloss. Im Rahmen der Dissertation untersuchte Remke das Erbgut von kindlichen Hirntumoren (Medulloblastome, Astrozytome) sowie von akuten T-Zell-Leukämien. Indem er die genomischen Daten mit klinischen Ergebnissen und Überlebensdaten in Bezug setzte, konnte Remke die Medulloblastome in Gruppen mit unterschiedlicher Prognose einteilen und neue molekulare Signalwege identifizieren, die die Entstehung dieser Krebserkrankungen fördern.
Bei über der Hälfte der untersuchten Astrozytome, entdeckte Remke Verdoppelung des Chromosomenabschnitts, der das BRAF-Onkogen trägt. Medikamente, die in diesen Signalweg eingreifen, könnte eine neue Behandlungsoption bei diesen Hirntumoren darstellen. Die Juroren zeigten sich besonders überzeugt von Marc Remkes Arbeit, da seine Forschung gleich mehrere Ergebnisse erbrachte, die die Diagnose und Behandlung von Krebs verbessern können.
Den Richtzenhain-Preis, der durch die Stiftung des Neurologen Walther Richtzenhain und seiner Frau Christine seit 1975 durch das Deutsche Krebsforschungszentrum verliehen wird, erhalten im Jahresrhythmus abwechselnd Doktoranden in Heidelberger Forschungsinstitutionen und Wissenschaftler aus der gesamten Bundesrepublik für Arbeiten auf dem Gebiet der translationalen Krebsforschung.