Kind-Phillip-Preis 2022 für Verena Körber
Verena Körber vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) erhält den diesjährigen Forschungspreis der Kind-Philipp-Stiftung. Der Preis zeichnet jährlich die beste wissenschaftliche Arbeit im deutschsprachigen Raum aus, die sich mit Krebs im Kindesalter auseinandersetzt. Körber hatte herausgefunden, dass Neuroblastome, seltene Tumoren bei Babys und Kleinkindern, unabhängig vom späteren klinischen Verlauf bereits im ersten Trimester der Schwangerschaft entstehen. Bereits zu diesem Zeitpunkt entscheidet sich, ob sie sich später spontan zurückbilden oder aggressiv voranschreiten. Anhand der Entstehungsgeschichte der Krebszellen lässt sich der Krankheitsverlauf prognostizieren. Das könnte helfen, die richtige Therapieentscheidung für betroffene Kinder zu treffen.
Verena Körber konnte erstmals zeigen, dass sowohl Neuroblastome von Hochrisikopatienten, als auch jene mit einem günstigen Krankheitsverlauf einen gemeinsamen zellulären Ursprung haben. Bereits in der Embryonalentwicklung während des ersten Drittels der Schwangerschaft beginnt die Zellteilung aus dem Ruder zu laufen und schon da werden die Weichen für einen günstigen oder aggressiven Verlauf gestellt.
Körber und ihre Kollegen entschlüsselten dafür das Tumorgenom von 186 Neuroblastomen unterschiedlicher Stadien. Anschließend rekonstruierten sie anhand bestimmter Erbgutveränderungen die Entstehungsgeschichte der Tumoren. Die Forscher gingen davon aus, dass sich Erbgutveränderungen im Genom zufällig und über die Zeit hinweg mit konstanter Geschwindigkeit anhäufen – wie Sand in einer Sanduhr. Diese Ansammlung von Mutationen wird daher auch als molekulare Uhr bezeichnet und ist messbar. Mit Hilfe eines speziell dafür entwickelten mathematischen Modells konnten Körber und Kollegen daraus einen Stammbaum der Neuroblastom-Entstehung rekonstruieren.
Die Analysen zeigten überraschenderweise, dass Neuroblastome aller Risikogruppen bereits in der frühen Schwangerschaft entstehen, sich jedoch in Art und Dauer ihrer frühen genetischen Evolution unterscheiden. Das Team konnte darüber hinaus zeigen, dass die Dauer der frühen genetischen Evolution den klinischen Verlauf präzise vorhersagt. Diese Unterscheidung könnte in Zukunft dabei helfen, junge Hochrisikopatienten von Kindern zu unterscheiden, die gar keine Therapie benötigen, so hofft das Forscherteam.
Nach ihrem Masterstudium in Molekularen Biowissenschaften und Systembiologie an der Universität Heidelberg promovierte Verena Körber am Deutschen Krebsforschungszentrum in der Abteilung Theoretische Systembiologie (Leitung: Thomas Höfer). Nach ihrer Promotion im Jahr 2019 setzte sie ihre Forschung in dieser Abteilung bis zum Herbst 2023 als Postdoc fort und wechselte dann für eine zweite Postdoc-Stelle ans Weatherall Institute of Molecular Medicine, University of Oxford.
Die Kind-Philipp-Stiftung wurde im Jahr 1972 von Walter Reiners gegründet, nachdem sein Sohn Philipp trotz Therapie an akuter Leukämie verstorben war. Seitdem fördert die Stiftung die Grundlagenforschung, um Leukämie und Krebs im Kindesalter zu verstehen. Der Kind-Philipp-Preis geht jährlich an die beste Forschungsarbeit deutscher Wissenschaftler im Bereich Leukämie und Krebs im Kindesalter. Ein Gutachtergremium der GPOH prüft die Anträge. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Ein Foto von Verena Körber steht zum Download zur Verfügung:
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