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HEIRECA - Die Heidelberger Revolution in der Klassifizierung von Hirntumoren

Nr. 43z | 02.08.2018

Das Fachmagazin „Acta Neuropathologica" widmet seine aktuelle Ausgabe gänzlich der in Heidelberg entwickelten methylierungsbasierten Hirntumor-Klassifikation. Unter dem Titel „HEIRECA - The HEIdelberg REvolution of CAncer classification and what it means for neurooncology and neuropathology" präsentiert es im Augustheft eine Sammlung hochkarätiger Originalmanuskripte zu diesem Thema. Zehn von elf Arbeiten wurden unter Beteiligung von Heidelberger Wissenschaftlern des Hopp-Kindertumorzentrums am NCT Heidelberg (KiTZ), des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) durchgeführt.
Das Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).

© Springer-Verlag GmbH Germany, part of Springer Nature 2018

Methylierungsbasierte Techniken gelten als Durchbruch für die molekulare Tumorklassifikation, insbesondere bei Tumoren des Zentralen Nervensystems (ZNS). Sie beruhen auf der Auswertung bestimmter DNA-Anhängsel, so genannter DNA-Methylierungen. Je nach Tumorunterart bilden diese Methylierungen Muster, die Rückschlüsse auf den Zelltyp erlauben, aus dem die Tumoren hervorgehen. Deshalb eignen sie sich auch zur Erkennung und präzisen Einteilung von Tumoren in Klassen. Das neue Verfahren bietet damit eine wertvolle Ergänzung zu herkömmlichen Klassifizierungsverfahren, die auf einer mehr als hundert Jahre alten optischen Gewebeuntersuchungsmethode beruhen.

Zwei Forscherteams aus Heidelberg und Toronto konnten die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der methylierungsbasierten Diagnostik erstmals vor rund fünf Jahren an vier Typen von Medulloblastomen nachweisen, einer der häufigsten Hirntumorarten bei Kindern. Die HEIRECA – Heidelberger Revolution in der Klassifizierung von Hirntumoren begann. Seither kooperiert die Heidelberger Gruppe um Stefan Pfister, David Jones und Andreas von Deimling weltweit mit Wissenschaftler-Teams, um die Methode für andere ZNS-Tumorarten und zuletzt auch für bestimmte Knochenkrebsarten (Sarkome) zu etablieren.

„Die immensen Fortschritte in der molekularbiologischen Analyse und modernste bioinformatische Ansätze zur Datenverarbeitung, sogenannte ‚Machine-learning'-Verfahren, geben uns heute ganz neue Möglichkeiten zur Klassifikation von Tumoren", erklärt Pfister, KiTZ Direktor, Leiter der DKFZ Abteilung Pädiatrische Neuroonkologie und Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg. Felix Sahm, Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg und Forscher in der Klinischen Kooperationseinheit Neuropathologie am DKFZ (Leitung: von Deimling), ergänzt: „Inzwischen können wir mit Hilfe von Methylierungsmustern oft eine viel genauere Einordnung des Tumors vornehmen als das mit den gängigen histologischen Methoden möglich ist. Manchmal entdecken wir auch ganz neue, bisher unbekannte Tumor-Untergruppen."

Die methylierungsbasierte Klassifizierung von ZNS-Tumoren trägt heute dazu bei, dass Pathologen in einem ganz erheblichen Anteil der Fälle genauere Diagnosen stellen und auf dieser Grundlage eine bessere Therapie für die Betroffenen wählen können. Den Patienten können damit wirkungslose und meist nebenwirkungsreiche Therapien erspart bleiben. Einige Patienten profitieren dadurch möglicherweise von neueren Therapieansätzen, die eine bessere Wirkung erwarten lassen.

Acta Neuropathologica (2018) August 2018, Volume 136, Issue 2. HEIRECA! The HEIdelberg REvolution of CAncer classification and what it means for neurooncology and neuropathology. https://link.springer.com/article/10.1007/s00401-018-1889-9

Das Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg (KiTZ)
Das „Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg" (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Das KiTZ ist gleichzeitig Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Es verfolgt das Ziel, die Biologie kindlicher Krebserkrankungen wissenschaftlich zu ergründen und vielversprechende Forschungsansätze eng mit der Patientenversorgung zu verknüpfen – von der Diagnose über die Behandlung bis hin zur Nachsorge. Krebskranke Kinder, gerade auch diejenigen, für die keine etablierten Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, bekommen im KiTZ einen individuellen Therapieplan, den Experten verschiedener Disziplinen in Tumorkonferenzen gemeinsam erstellen. Viele junge Patienten können an klinischen Studien teilnehmen und erhalten damit Zugang zu neuen Therapieoptionen. Beim Übertragen von Forschungserkenntnissen aus dem Labor in die Klinik übernimmt das KiTZ damit Vorbildfunktion.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich rund 65.000 Patienten vollstationär, 56.000 mal Patienten teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.700 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. www.klinikum-heidelberg.de

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