„Vor allem nach den deutlichen Tabaksteuererhöhungen in den Jahren 2002 bis 2005 ging der Anteil der Raucher in dieser Altersgruppe deutlich zurück, von 28 Prozent im Jahr 2001 auf 18 Prozent im Jahr 2007“, erklärt Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im Deutschen Krebsforschungszentrum und Herausgeberin des aktuellen Factsheets „Tabakprävention in Deutschland – was wirkt wirklich?“. Ein weiterer Rückgang erfolgte laut Pötschke-Langer nach der breiten öffentlichen Debatte um den Nichtraucherschutz und der Einführung der Nichtraucherschutzgesetze in den Jahren 2007 bis 2010: Hier sank der Anteil rauchender Jugendlicher noch einmal deutlich von 18 Prozent auf 13 Prozent. Ebenfalls wirksam waren veränderte Jugendschutzgesetze mit einer Anhebung des Bezugsalters für Zigaretten zunächst auf 16 Jahre (2003) und später auf 18 Jahre (2007). Auch größere Warnhinweise auf Zigarettenpackungen seit 2002 und ein Tabakwerbeverbot für Printmedien und Internet 2007 unterstützten das Anliegen der Bundesregierung, Jugendliche vor den Gefahren des Rauchens zu schützen. Die Wissenschaftler um Pötschke-Langer aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum untersuchten in ihrer aktuellen Veröffentlichung auch die Wirkung von Schulprogrammen. Dabei fanden sie heraus, dass die deutschen schulischen Präventionsprogramme aktuellen Evaluierungen zufolge lediglich zwischen 9 und 15 Prozent der Schüler in den jeweiligen Altersstufen erreichen und bei nur einem Schüler einer Schulklasse den Einstieg ins Rauchen verhindern oder verzögern können. Wegen ihrer geringen Reichweite und geringen Wirksamkeit bescheinigen die Wissenschaftler den Programmen daher einen schwachen Einfluss auf das Rauchverhalten Jugendlicher.
Dagegen behauptet nun die Tabakindustrie in Irland und dem Vereinigten Königreich, dass vor allem die Gesundheitserziehung in Deutschland erfolgreich gewesen sei und empfiehlt dieses „deutsche Modell“ den dortigen Regierungen zur Nachahmung. Eigentliches Ziel dieser „Empfehlung“ ist es jedoch, weiteren Regulierungen des Tabakmarktes, wie den Plänen zur Einführung standardisierter Verpackungen entgegen zu treten. „Die Ergebnisse unserer Untersuchung bestätigen den breiten internationalen wissenschaftlichen Konsens über die Wirksamkeit von deutlichen Tabaksteuererhöhungen auf das Rauchverhalten von Jugendlichen“, sagt Martina Pötschke-Langer. „Wir weisen mit Nachdruck die Behauptungen der Tabaklobby zurück, dass die Erfolge in Deutschland auf Erziehungsprogramme zurückzuführen seien. Gleichzeitig möchten wir mit unserer Veröffentlichung Regierungen ermutigen, vor allem weitere gesetzliche und regulatorische Maßnahmen zu ergreifen, die einen Einfluss nicht nur auf das Rauchverhalten von Jugendlichen, sondern auf die gesamte Bevölkerung haben.“
Die DKFZ-Studie kann bei der Stabsstelle Krebsprävention bestellt (who-cc@dkfz.de) oder hier abgerufen werden.