Dr. Sven Diederichs und sein Team erforschen die molekularen Grundlagen der Entstehung von Leberkrebs. Besonders beschäftigen sie sich dabei mit sogenannten nicht-protein-kodierenden RNAs (ncRNA), also Abschriften des menschlichen Erbgutes, die keinen Bauplan für ein Eiweiß tragen, wie es die normalen Gene des Menschen tun. Diese Gruppe von Molekülen wird erst seit Kurzem näher untersucht, repräsentiert aber den bei Weitem größten Teil des menschlichen Erbgutes.
Diederichs Gruppe untersucht vor allem die Rolle der „langen nicht-kodierenden RNAs“ (ncRNAs) bei der Krebsentstehung. Dazu analysierten die Forscher zunächst die Expression Tausender ncRNAs in verschiedenen Tumorarten, unter anderem in Leberzellkrebs. Damit fahndeten sie nach solchen Molekülen, die in Tumorzellen und im gesunden Lebergewebe unterschiedlich stark exprimiert werden. Anschließend entschlüsselten die Forscher, welche zellulären und molekularen Funktionen die deregulierten RNA-Moleküle haben. Dazu schalteten die die Moleküle in den lebenden Zellen gezielt ab und beobachteten, welche Funktionen verlorengingen oder aber neu hinzukamen.
Bei Leberkrebs untersuchten die Forscher die Wechselwirkung einer solchen ncRNA mit einem RNA-bindenden Protein. Dabei entdeckten sie, dass beide Partner sich nicht nur gegenseitig regulieren, sondern auch für das Überleben der Leberkrebszellen wichtig sind. In verschiedenen Modellsystemen führte das gezielte Abschalten der ncRNA oder ihres Interaktionspartners zum Absterben der Tumorzellen. Somit sind beide Moleküle mögliche neue Zielstrukturen beim Leberzellkrebs, der häufigsten bösartigen Erkrankung der Leber.
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde am 19. September bei der Jahrestagung der DGVS in Leipzig verliehen.