Funktionelle Magnetresonanztechniken verbessern Diagnostik von Hirntumoren
Bildgebende Verfahren liefern den Ärzten immer präzisere Aufnahmen aus dem Körperinneren. Die konventionelle Bildgebung reicht jedoch nicht immer aus, um sichere und exakte Diagnosen zu erstellen. Gerade bei Hirntumoren versagen die gängigen Verfahren häufig: Ob eine Signalveränderung in der Kernspintomographie von einem aggressiven Glioblastom rührt oder die Absiedlung eines möglicherweise noch unentdeckten Tumors ist, lässt sich oft nicht mit Bestimmtheit sagen. Auch entartete Zellen des Lymphsystems siedeln sich gelegentlich im Gehirn an und sind schwer von anderen Tumoren zu unterscheiden. Ebenfalls ungenügend gelingt mit der gängigen Bildgebung die Abgrenzung der aggressiven, höhergradigen von weniger bösartigen, niedergradigen Gliomen.
Gemeinsam mit Kollegen aus den Heidelberger Universitätskliniken haben Radiologen des Deutschen Krebsforschungszentrums geprüft, ob so genannte funktionelle Magnetresonanz (MR)-Techniken eine sicherere Diagnosestellung erlauben als die gängigen bildgebenden Techniken. Funktionelle MR-Methoden stellen bestimmte physiologische Funktionen oder Gewebeparameter bildlich dar. In ihrer neuen Untersuchung verglichen die Ärzte die MR-Spektroskopie, die die Verteilung tumorspezifischer Stoffwechselprodukte innerhalb des Gewebes sichtbar macht, mit verschiedenen Methoden, die die Durchblutung (Perfusion) des Gewebes darstellen.
79 Patienten, bei denen eine CT-Untersuchung den Verdacht auf einen Hirntumor begründet hatte, waren in die Studie einbezogen. Allen Teilnehmern wurden aus den verdächtigen Arealen Gewebeproben entnommen und die Ergebnisse der funktionellen MR-Techniken mit den histologischen Befunden abgeglichen.
Die Studie ergab, dass bei der Diagnose von Hirntumoren die Messung der Durchblutung dem Nachweis tumorspezifischer Stoffwechselprodukte in der Aussagekraft überlegen ist. So lassen sich Glioblastome über ihre stärkere Durchblutung mit großer Sicherheit von den sehr schwach durchbluteten Lymphomen abgrenzen. Um Zellabsiedlungen aus Tumoren anderer Organe von Glioblastomen zu unterscheiden, erwies sich ein Blick auf die Gewebezone direkt um den Tumor als hilfreich: Der Gewebesaum, der Metastasen umgibt, ist deutlich weniger durchblutet als das Areal um Glioblastome. Auch die Differenzialdiagnose von höher- und niedergradigen Gliomen gelingt über die Messung der Gewebeperfusion besser als über die gängige Bildgebung.
"Solche Unterscheidungen sind ausschlaggebend für das weitere therapeutische Vorgehen", erklärt Dr. Marc-André Weber aus der Abteilung Radiologie des Deutschen Krebsforschungszentrums. "Die frühzeitige Einordnung einer Gehirnläsion entscheidet z. B. darüber, ob der Patient vor einer Gewebebiopsie bestimmte Medikamente wie beispielsweise Glukokortikoide einnehmen darf oder nicht oder ob nach der Operation eine weitere Strahlen- oder Chemotherapie sinnvoll ist. Trotzdem können aber die nicht-invasiven MR-Untersuchungen eine Gewebeuntersuchung des Tumors zur Absicherung des Befunds nicht ersetzen."
M. A. Weber, S. Zoubaa, M. Schlieter, E. Jüttler, H.B. Huttner, K. Geletneky, C. Ittrich, M. P. Lichy, A. Kroll, J. Debus, F. L. Giesel, M. Hartmann und M. Essig: Diagnostic performance of spectroscopic and perfusion MRI for distinction of brain tumors. Neurology, Band 66, Seite 1899, 2006
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