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Planungssoftware für die Partikeltherapie mit Protonen: Krebsforschungszentrum und Siemens Medical Solutions vertiefen Kooperation

Zu den Aushängeschildern des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gehört die Forschung im Bereich Strahlentherapie. Nun zahlt sich die Arbeit der Medizinphysiker in barer Münze aus: Kürzlich schlossen das Zentrum und der Siemens-Bereich Medical Solutions einen Kooperations- und Lizenzvertrag für das neue Gebiet der Partikeltherapie mit Protonen ab.

Siemens erhält die exklusiven Nutzungsrechte für Softwaresysteme und Rechenverfahren, mit denen sich eine Partikeltherapie mit Protonen präzise planen lässt. Im Gegenzug finanziert die Firma Forscherstellen für einen Zeitraum von drei Jahren. Darüber hinaus profitiert das Deutsche Krebsforschungszentrum von Erlösen aus dem Verkauf von Software für die Bestrahlungsplanung. Das DKFZ stellt das erforderliche Know-how zur Verfügung, arbeitet mit Siemens Medical Solutions bei der Produktentwicklung eng zusammen und übernimmt die klinische Erprobung und Weiterentwicklung der Planungsprogramme.

Bei der Partikeltherapie werden Protonen oder Kohlenstoffionen über ein Beschleunigersystem auf eine sehr hohe Geschwindigkeit gebracht und punktgenau auf den Tumor gelenkt. Dort fügen die Partikel den Tumorzellen irreparable Schäden zu. Durch die hochpräzise Berechnung und Steuerung lassen sich komplex geformte Tumoren millimetergenau bestrahlen, und das umliegende gesunde Gewebe wird geschont.
Wesentliche Bestandteile der Lizenzvereinbarung, die die Stabsstelle Technologietransfer des DKFZ und Siemens abgeschlossen haben, sind die Computer-Planungsprogramme für Tumoren im Kopf- und Körperbereich („KonRad2“) und für Augentumoren („OCTOPUS“), die maßgeblich in der Abteilung Medizinische Physik in der Strahlentherapie unter Leitung von Professor Wolfgang Schlegel entwickelt wurden. Die Programme ermöglichen es, anhand von computer- und kernspintomographischen Aufnahmen extrem schnell die erforderlichen Bestrahlungstechniken und die optimale Dosis zu berechnen.

„Diese Kooperation mit Siemens wird ein neuer großer Meilenstein in der Entwicklung der Partikeltherapie“, glaubt Schlegel. Die neuen Produkte sollen nach Fertigstellung der Schwerionentherapieanlage (HIT) im Heidelberger Universitätsklinikum zu Einsatz kommen. „Die im Rahmen der Kooperation entwickelten Technologien wird Siemens in einer standardisierten Lösung für die Partikeltherapie einsetzen und damit für Krebspatienten weltweit zugänglich machen“, so Walter Folberth, Leiter der Partikeltherapie bei Siemens Medical Solutions.

Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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