Nr. 44

Kopf-Hals-Tumoren: Zeit für neue Einblicke in die individualisierte Krebstherapie

Mit der FMISO-PET-Bildgebungsmethode lässt sich die Wirkung der kombinierten Radio-Chemotherapie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren vorhersagen – eine wichtige Basis für eine verbesserte Therapie.
Mit der FMISO-PET-Bildgebungsmethode lässt sich die Wirkung der kombinierten Radio-Chemotherapie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren vorhersagen – eine wichtige Basis für eine verbesserte Therapie.

Gemeinsame Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums und OncoRay Die Bildgebungsmethode der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) mit dem radioaktiven Markerstoff FMISO ermöglicht es, die Wirkung der kombinierten Radio-Chemotherapie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren vorherzusagen. Fällt die Prognose für den jeweiligen Patienten schlecht aus, könnte die Strahlenbehandlung künftig intensiviert werden, um die Heilungschancen zu verbessern. Ihre Forschungsergebnisse zur FMISO-PET-Bildgebung bei Kopf-Hals-Tumoren stellen Forscher des Dresdner OncoRay-Zentrums, des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR), des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) im Fachjournal Radiotherapy & Oncology vor (DOI: 10.1016/j.radonc.2017.08.010).

FMISO-PET-Bildinformationen sind in hohem Maße zur Vorhersage des Therapieverlaufs bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren geeignet. Eine besondere Rolle spielt hierbei der Zeitpunkt der Untersuchung: In der zweiten Woche nach Beginn einer Radio-Chemotherapie sind die Aufnahmen am aussagekräftigsten, lässt sich aus ihnen das Ansprechen des Tumors auf die Behandlung am besten ablesen.

Diesen Zusammenhang konnten Wissenschaftler des OncoRay-Zentrums, der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie sowie der Klinik für Nuklearmedizin des Uniklinikums Dresden, des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf, des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung nun in einer Validierungsstudie belegen. Die Patienten mit lokal-fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren, das heißt Tumoren der Zunge, des Gaumens oder des Kehlkopfes, wurden an vier Zeitpunkten vor und während einer primären Radio-Chemotherapie mit der FMISO-PET-Methode untersucht. Mithilfe des modernen Bildgebungsverfahrens machten die Wissenschaftler den Sauerstoffgehalt im Tumor sichtbar: Das radioaktiv markierte Molekül [F-18]Fluormisonidazol, kurz FMISO, reichert sich in sauerstoffarmen, so genannten „hypoxischen“ Tumorbereichen an. Eine PET-Kamera bildet die Anreicherung des radioaktiven Markerstoffs ab.

Wie hoch der Sauerstoffgehalt eines Tumors ist, spielt für die Behandlung eine wichtige Rolle. Denn Kopf-Hals-Tumoren mit großen hypoxischen Arealen sind deutlich widerstandsfähiger gegenüber einer Radio-Chemotherapie als sauerstoffreiche Tumoren. „Zu Beginn der Therapie kann sich der Sauerstoffgehalt im Tumor noch stark verändern, in der zweiten Woche ist die Aussagekraft der Bilddaten wesentlich höher. Zu diesem Zeitpunkt bleibt dann auch noch genügend Zeit, um die Behandlung anhand der Prognose anzupassen“, erklärt Prof. Mechthild Krause, Direktorin des OncoRay-Zentrums, der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie sowie des HZDR-Instituts für Radioonkologie – OncoRay.

Mit einer höheren Strahlendosis lassen sich die widerstandsfähigen Tumoren zwar besser bekämpfen, zugleich steigt jedoch das Risiko für Nebenwirkungen und Spätschäden. Deshalb muss sorgfältig abgewogen werden, welche Patienten für eine intensivierte Behandlung infrage kommen. Hierfür bieten die FMISO-PET-Scans eine wichtige Grundlage.

Mit ihrer aktuellen Untersuchung bestätigen die Forscher die Ergebnisse einer bereits 2012 am Dresdner OncoRay-Zentrum erfolgten Explorationsstudie. Die gemeinsamen Ergebnisse beider Studien sollen nun genutzt werden, um die bisherige Standardtherapie bei Kopf-Hals-Tumoren individueller auf Patienten mit unterschiedlich guten Prognosen zuzuschneiden. In einer Folgestudie wollen die Wissenschaftler die Strahlentherapie bei Tumoren anpassen, für welche die PET-Bilder ein besonders schlechtes Ansprechen auf die Behandlung prognostizieren. „Diese Tumoren sollen mit einer zehn Prozent höheren Strahlendosis behandelt werden, als es die jetzige Standardtherapie vorsieht. So wollen wir die Heilungschancen der Patienten erhöhen“, sagt Prof. Michael Baumann, Initiator der Studien und Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums.

Publikationen:
Steffen Löck, Rosalind Perrin, Annekatrin Seidlitz, Anna Bandurska-Luque, Sebastian Zschaeck, Klaus Zöphel, Mechthild Krause, Jörg Steinbach, Jörg Kotzerke, Daniel Zips, Esther Troost, Michael Baumann: Residual tumour hypoxia in head-and-neck cancer patients undergoing primary radiochemotherapy, final results of a prospective trial on repeat FMISO-PET imaging. Radiotherapy & Oncology 2017, DOI: 10.1016/j.radonc.2017.08.010
(http://www.thegreenjournal.com/article/S0167-8140(17)32517-3/addons)

Daniel Zips, Klaus Zöphel, Nasreddin Abolmaali, Rosalind Perrin, Andrij Abramyuk, Robert Haase, Steffen Appold, Jörg Steinbach, Jörg Kotzerke, Michael Baumann: Exploratory prospective trial of hypoxia-specific PET imaging during radiochemotherapy in patients with locally advanced head-and-neck cancer. Radiotherapy and Oncology 2012, DOI: 10.1016/j.radonc.2012.08.019

Zur Pressemitteilung stehen zwei Bilder kostenfrei zur Verfügung:
Abb_1_FMISO-PET.jpg
Abb_2_FMISO-PET.jpg

BU Abbildung 1: Mit der FMISO-PET-Bildgebungsmethode lässt sich die Wirkung der kombinierten Radio-Chemotherapie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren vorhersagen – eine wichtige Basis für eine verbesserte Therapie.

BU Abbildung 2: FMISO-PET-Scan eines Patienten mit Kopf-Hals-Tumor. Die sauerstoffarmen Areale des Tumors leuchten farbig, wobei die Intensität des Sauerstoffmangels im Bereich der Magenta-Färbung am größten ist.

Nutzungshinweis für Bildmaterial zu Pressemitteilungen
Die Nutzung ist kostenlos. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und OncoRay gestatten die einmalige Verwendung in Zusammenhang mit der Berichterstattung über das Thema der Pressemitteilung. Als Bildnachweis ist anzugeben:
Abbildung 1: NCT Dresden/Philip Benjamin, Anna Bandurska-Luque; Abbildung 2: OncoRay/ Anna Bandurska-Luque

Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Formular

Formulardaten werden geladen ...