„Die Tabakkonzerne argumentieren, Zigarettenwerbung verführe nicht zum Rauchen, sondern diene stattdessen ausschließlich der Information erwachsener Raucher. Doch die Werbemaßnahmen in Höhe von jährlich rund 200 Millionen Euro erreichen nicht nur erwachsene Raucher, sondern auch die meisten Jugendlichen“, sagt Dr. Ute Mons, die Leiterin der Stabstelle Krebsprävention am DKFZ. „Dies verdeutlicht unsere Auswertung einer europaweiten Umfrage der Europäischen Kommission.“
Der Auswertung zufolge nehmen 62 Prozent der Befragten (15 Jahre und älter) Tabakwerbung in Deutschland bewusst wahr. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit deutlich über dem EU-Durchschnitt (42 Prozent). An vorderster Stelle liegt in Deutschland Tabakwerbung auf Plakaten: 48 Prozent der Befragten nahmen Tabakaußenwerbung bewusst wahr. „Was uns Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass die Tabakwerbung auf Plakaten vor allem jüngeren Menschen ins Auge fällt: Mehr als 70 Prozent der 15- bis 17-jährigen Jugendlichen und der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren bemerken diese Art der Werbung, von den über 60-Jährigen hingegen nur etwa die Hälfte“, sagt Dr. Katrin Schaller, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stabsstelle Krebsprävention.
Tabakwerbung rückt bei jungen Menschen das Rauchen ins Bewusstsein, fördert die Einstellung zum Rauchen als erstrebenswertes Verhalten und erhöht bei dieser Zielgruppe die Wahrscheinlichkeit, mit dem Rauchen zu beginnen. „Jedes Jahr sterben rund 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens – in erster Linie an Krebserkrankungen, gefolgt von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen“, erklärt Prof. Michael Boutros, kommissarischer wissenschaftlicher Vorstand des DKFZ. „Um Jugendliche und Erwachsene dauerhaft vom Rauchen abzuhalten, sind auf Wirksamkeit geprüfte, gesetzliche Maßnahmen zur Tabakprävention dringend notwendig. Dazu zählt ein umfassendes Werbeverbot.“
Umfassende Tabakwerbeverbote tragen wirksam zu einem Rückgang des Raucheranteils in der Bevölkerung bei. Deutschland hat bereits im Jahr 2004 das Tabakrahmenübereinkommen der WHO ratifiziert. „Die Bundesregierung sollte daher ihrer vertraglichen Verpflichtung zu einem umfassenden Tabakwerbeverbot nachkommen und als letztes Land der Europäischen Union umgehend die Außenwerbung für Tabakprodukte verbieten“, so Ute Mons. „Der Zeitpunkt ist denkbar günstig: Einer aktuellen Umfrage des DKFZ zufolge wünschen sich drei Viertel der Bevölkerung ein solches Werbeverbot.“
Die Publikationen „Tabakwerbung auf Plakaten spricht Jugendliche an –Außenwerbeverbot dringend notwendig“ und „Große Zustimmung zu einem Verbot der Tabakaußenwerbung“ sind als pdf abrufbar unter www.tabakkontrolle.de.