Auch wenn die Gesundheitsgefahren bekannt sind, raucht in Deutschland mehr als jeder vierte Erwachsene. Der hohe Tabakkonsum hat gravierende Folgen: In Deutschland waren im Jahr 2022 rund 88.000 der Krebsneuerkrankungen auf das Rauchen zurückzuführen, und im Jahr 2023 starben etwa 131.000 Menschen an den Folgen tabakbedingter Erkrankungen. Das entspricht 13,7 Prozent aller Todesfälle in Deutschland.
„Die Tabakprävention hat ein enormes Potenzial für die Krebsprävention, denn Rauchen ist für fast 20 Prozent aller Krebsneuerkrankungen verantwortlich. Damit ist Rauchen nach wie vor der wichtigste vermeidbare Krebsrisikofaktor. Mit dem Tabakatlas liefern wir die Informationen, die politische Entscheidungsträger benötigen, um die Prävention tabakbedingter Erkrankungen in Deutschland voranzubringen“, sagt Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ.
Erhebliche Unterschiede beim Rauchverhalten bestehen zwischen den einzelnen Bundesländern. Tendenziell wird in östlichen Bundesländern mehr geraucht als in westlichen, und in nördlichen Bundesländern mehr als in südlichen. Das Rauchverhalten ist zudem stark sozial geprägt. In allen Altersgruppen ist der Raucheranteil unter Menschen mit niedrigem Bildungsstand am höchsten. Präventionsmaßnahmen und Hilfsangebote zur Tabakentwöhnung müssen daher insbesondere auf Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status zugeschnitten werden.
Bei jungen Menschen ist ein Trend hin zu neuen Nikotinprodukten zu beobachten: Fast acht Prozent der 12- bis 17-Jährigen und rund 15 Prozent der 18- bis 25-Jährigen haben in den letzten 30 Tagen eine E-Zigarette verwendet. Dabei greifen junge Menschen vor allem zu den bunten, billigen und einfach zu bedienenden Einweg-E-Zigaretten.
Hendrik Streeck, Drogenbeauftragter der Bundesregierung sagt: „Aus medizinischer Sicht ist es eindeutig: Rauchen gehört zu den größten vermeidbaren Gesundheitsrisiken überhaupt. In Deutschland sterben jedes Jahr rund 131.000 Menschen direkt an den Folgen des Tabakkonsums. Zwar sehen wir einen Rückgang der klassischen Tabaknutzung, insbesondere seit den 2000er Jahren – doch dieser Fortschritt verläuft langsam und darf uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Als Arzt finde ich besonders besorgniserregend die Entwicklung bei E-Zigaretten. Immer mehr Jugendliche greifen zu Vapes, die mit fruchtigen Aromen und buntem Design gezielt junge Menschen ansprechen. Produkte, die nach Wassermelone oder Erdbeere schmecken, wirken harmlos, können aber rasch in eine Abhängigkeit führen. Nikotinkonsum ist ganz unabhängig von der Darreichungsform für die Gesundheit gefährdend. Deshalb ist es wichtig, diese Risiken klar zu benennen, aufzuklären und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, damit wir junge Menschen besser schützen.“
Neben den gesundheitlichen Konsequenzen des Rauchens beleuchtet der Tabakatlas Deutschland auch die immensen Folgen des Rauchens für die Umwelt: Zigarettenkippen gehören zu den häufigsten an Stränden gefundenen Abfallprodukten. Die Giftstoffe aus den Filtern und Tabakresten achtlos weggeworfener Zigarettenkippen gelangen in die Umwelt und schädigen Tiere und Pflanzen. Die weltweite Tabakproduktion hat zusätzlich auch einen großen ökologischen Fußabdruck: Sie verursacht mit rund 83 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten ähnlich viele Treibhausgase wie ein kleineres Industrieland.
Der Tabakatlas Deutschland 2025 verdeutlicht das enorme Potenzial der Tabakprävention und präventiver Gesundheitspolitik und zeigt Maßnahmen auf, über die vor allem die Politik dazu beitragen kann, den Tabakkonsum zu senken. Das Nichtrauchen zu stärken, ist ein wichtiges Ziel der Krebsprävention. „Einige Länder – wie die Niederlande oder Finnland – haben bereits verpflichtende Strategien entwickelt, um dem Tabakkonsum entgegenzuwirken. Auch Deutschland sollte sich als strategisches Ziel setzen, bis 2040 rauchfrei zu werden, also den Anteil rauchender Menschen in der Bevölkerung auf unter fünf Prozent zu senken – ein Ziel, das erreicht werden kann, wenn die Politik die entsprechenden Weichen dafür stellt“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstand der Deutschen Krebshilfe.
- Der „Tabakatlas Deutschland 2025“ ist hier als pdf-Datei abrufbar: Tabakatlas 2025
- Journalisten erhalten das Handbuch kostenfrei über die Pressestelle des Deutschen Krebsforschungszentrums unter presse@dkfz.de
- Weitere Informationen auf der Seite der Nationalen Krebspräventionswoche: www.krebspraeventionswoche.de