Untersuchungen an überwiegend europäischen und nordamerikanischen Frauen zeigten: Junge Frauen sind weit häufiger mit dem Virus infiziert als ältere. Dass diese Angabe nicht überall auf der Welt zutrifft, bewiesen Franceschi et al. in einer Studie an über 18000 Frauen von vier Kontinenten. Frauen aus Teilen Chinas, Indiens und Nigerias - den ärmsten Untersuchungsgebieten der Studie - waren durch alle Altersstufen hinweg in hoher Zahl von dem Virus befallen. Daher könne der Impfstoff in diesen Regionen auch älteren Frauen zugutekommen, sind die Autoren überzeugt.
Humane Papillomviren bilden eine ganze Virusfamilie.
Die “high-risk“ (hr)-Typen können bösartige Tumoren, die “low-risk“ (lr)-Typen gutartige Wucherungen hervorrufen. Die Impfung richtet sich in erster Linie gegen die hr-Typen 16 und 18, da diese Viren fast drei Viertel aller Zervixkarzinome verursachen. Miura et al. lieferten Hinweise, dass Frauen in Japan jedoch seltener mit diesen Virus-Typen infiziert sind; ein hoher Anteil der Zervixkarzinome wird dort durch vier weitere hr-Typen ausgelöst. Laut der Forscher wäre in Japan und weitergehend in ganz Ostasien die zusätzliche Impfung gegen diese vier HPV-Typen empfehlenswert. Der zurzeit verfügbare Impfstoff schützt auch gegen die lr-Typen 6 und 11, die über 90 Prozent der Genitalwarzen erzeugen. Die Verbreitung dieser beiden Typen nahm in den vergangenen zwei Jahrzehnten allerdings kaum zu, wie Lehtinen et al. in einer Studie an schwangeren Frauen aus Finnland zeigten. Im Gegensatz dazu stieg die Zahl der an dem hr-Typ 16 erkrankten Frauen deutlich. Die Autoren führen ihre Ergebnisse auf die höhere Übertragungsrate dieses Virus-Typs zurück.
Papillomviren verbreiten sich durch sexuellen Kontakt; bisher werden aber nur Frauen dagegen geimpft. Bleeker et al. beschrieben in einem Übersichtsartikel den “unsichtbaren“ Beitrag, den Männer zur Übertragung des Virus beisteuern: Schädigungen des Penis, die mit bloßem Auge kaum sichtbar sind, stellen nach Ansicht der Autoren die Hauptquelle für hr-HPV bei Männern dar. Jungen zu impfen, sei daher sinnvoll – auch um beispielsweise Mandelkrebs zu bekämpfen, der bei beiden Geschlechtern auftritt und ebenfalls von Papillomviren verursacht wird. Die Bedeutung dieser Krebsart nimmt zu: Hammarstedt et al. belegten, dass sich die Rate an Tonsillenkarzinomen in den vergangenen 30 Jahren in der Stockholmer Bevölkerung erhöht hat.
Die Artikel sind unter den folgenden DOI-Nummern abrufbar (www.doi.org):
Franceschi et al.: Variations in the age-specific curves of human papillomavirus prevalence in women worldwide
DOI: 10.1002/ijc.22241
www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/abstract/113337494/ABSTRACT
Miura et al.: Do we need a different strategy for HPV screening and vaccination in East Asia?
DOI: 10.1002/ijc.22195
www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/abstract/112770514/ABSTRACT
Lehtinen et al.: Seroprevalence atlas of infections with oncogenic and non-oncogenic human papillomaviruses in Finland in the 1980s and 1990s
DOI: 10.1002/ijc.22131
www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/abstract/113337489/ABSTRACT
Bleeker et al.: Flat penile lesions: The infectious invisible link in the transmission of human papillomavirus
DOI: 10.1002/ijc.22209
www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/abstract/113328766/ABSTRACT
Hammarstedt et al.: Human papillomavirus as a risk factor for the increase in incidence of tonsillar cancer
DOI: 10.1002/ijc.22177
www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/abstract/113337492/ABSTRACT
Weitere Artikel sind unter folgendem Link verfügbar:
www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/jhome/29331
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