Nr. 66

Hirntumorzellen im Dornröschenschlaf

Das pilozytische Astrozytom (PA) ist eine Hirntumorart, die häufig im Kindesalter vorkommt.
Das pilozytische Astrozytom (PA) ist eine Hirntumorart, die häufig im Kindesalter vorkommt.

Wissenschaftler des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg (KiTZ) haben zusammen mit zwei weiteren Teams des Deutschen Krebskonsortiums (DKTK) und Forschern aus England gezeigt, dass eine Gruppe von Entzündungsbotenstoffen das Wachstum bestimmter Hirntumoren verlangsamt oder gar stoppt. Dieser molekulare Mechanismus könnte den Schlüssel zu neuen Therapieansätzen darstellen. Das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg und der Universität Heidelberg.

Das pilozytische Astrozytom (PA) ist ein Hirntumor, der häufig im Kindesalter vorkommt und zu den niedriggradigen Gliomen zählt. Er wächst langsam und ist in vielen Fällen gut behandelbar, insbesondere wenn es gelingt, den Tumor vollständig zu entfernen. Ein genetischer Schutzmechanismus, die sogenannte Onkogen-induzierte Seneszenz (OIS), stoppt oder beeinträchtigt die Vermehrung der Tumorzellen. Sie wird als Ursache für das langsame Tumorwachstum im PA betrachtet. „In unseren Untersuchungen am Zellmodell konnten wir zeigen, dass die OIS im pilozytischen Astrozytom durch eine Gruppe von Proteinen, genauer gesagt Entzündungsbotenstoffen, reguliert wird“, erklärt Juliane Buhl, Wissenschaftlerin im KiTZ und Erstautorin der Publikation, die die Forschungsergebnisse nun in Clinical Cancer Research präsentiert. „Die Messung dieser Faktoren könnte künftig helfen, das Fortschreiten des Tumorwachstums besser einzuschätzen.“

Darüber hinaus eröffnen sich durch die Kenntnis dieses molekularen Bremsmechanismus neue Therapieansätze. Till Milde, Gruppenleiter am KiTZ, DKTK-Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg, erläutert: „Unsere Entdeckung macht klar, warum sich viele Tumoren über lange Zeit in einer Ruhephase befinden, in der sie kaum auf eine Chemotherapie ansprechen. Wir gehen jedoch davon aus, dass wir die Zellen mit bestimmten Medikamenten, so genannten Senolytika, spezifisch angreifen können. Basierend auf diesen Ergebnissen überprüfen wir aktuell die Möglichkeit einer klinischen Studie mit Senolytika in kindlichen PAs.“

Die Forschungsarbeiten wurden im „Everest Centre for Research into Paediatric Low Grade Brain Tumours“ durchgeführt, das am KiTZ und an der University College of London (UK) lokalisiert ist. Finanziert wird das Projekt durch die britische „The Brain Tumour Charity“ (https://www.thebraintumourcharity.org).

Originalpublikation:
Buhl et al.: The senescence-associated secretory phenotype mediates oncogene-induced senescence in pediatric pilocytic astrocytoma. Clinical Cancer Research 2018. Online-Publikation am 7. Dezember 2018
doi: 10.1158/1078-0432.CCR-18-1965. http://clincancerres.aacrjournals.org/content/early/2018/12/07/1078-0432.CCR-18-1965 

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Bildunterschrift:
Das pilozytische Astrozytom (PA) ist eine Hirntumorart, die häufig im Kindesalter vorkommt.

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Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

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  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

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