Neuroblastome, bösartige Tumoren, die vorwiegend bei Säuglingen und Kleinkindern auftreten, entstehen aus Zellen des embryonalen Nervensystems. Die Erkrankungen verlaufen extrem unterschiedlich. Manche bilden sich spontan zurück, andere nehmen trotz intensiver Behandlung einen tödlichen Ausgang. „Wir brauchen daher dringend wirksamere Therapien gegen die aggressive Form der Erkrankung“, sagt die Preisträgerin Dr. Ina Oehme.
Geraten Krebszellen durch eine Chemotherapie und die damit verbundenen Schäden an ihrem Erbgut in eine bedrohliche Stresssituation, so aktivieren sie das Notfall-Programm Autophagie: Sie bauen momentan nicht benötigte Zellbestandteile ab und nützen die so gewonnene Energie zum Überleben. Ina Oehme und ihre Kollegen hatten entdeckt, dass in Neuroblastom- und Medulloblastomzellen das Protein HDAC10 für die Aktivierung der Autophagie verantwortlich ist. Schalteten die Forscher das Eiweiß experimentell aus, so konnten die Krebszellen das Notfall-Programm nicht mehr starten.
Die Molekularbiologin Ina Oehme forscht in der Abteilung von Prof. Olaf Witt, die am Deutschen Krebsforschungszentrum und am Universitätsklinikum Heidelberg angesiedelt ist. Gemeinsam mit ihren Kollegen will sie nun Wirkstoffe entwickeln, die das Protein HDAC10 gezielt ausschalten. Die Juroren der H.W. & J. Hector Stiftung waren besonders begeistert davon, dass Ina Oehmes Arbeit innovative Forschung direkt mit einer möglichen klinischen Anwendung verbindet.
Die 1995 vom Ehepaar Josephine und Dr. h.c. Hans-Werner Hector gegründete H.W. & J. Hector Stiftung unterstützt – vorrangig, jedoch nicht ausschließlich, in Baden-Württemberg –Krebs-und Aidsforschung, hilft im sozialen Bereich und fördert Kunst und Museen. Sie vergibt den Hector-Forschungspreis Onkologie alle zwei Jahre. Der diesjährige Preis wurde am 11. Oktober bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) in Hamburg verliehen.