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Gesundheit digital

Die Suche nach Gesundheitsinformationen ist die dritthäufigste Onlineaktivität der Deutschen, so das Statistische Bundesamt. Es geht aber längst nicht mehr nur um Information. Patientenchats in den sozialen Netzwerken, Online-Beratung oder ärztliche Zweitmeinung per E-Mail, der Austausch von digitalen Gesundheitsdaten – die heute gängigen Online-Formate sind bunt, vielfältig und qualitativ sehr unterschiedlich. Chancen, aber auch Grenzen und Risiken dieser Entwicklung erläutert der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums an zwei Beispielen.

 

Ärztliche Behandlung online

Seit letztem Jahr ist der Weg geebnet: Ein Arzt kann Patienten auch ohne vorherigen persönlichen Kontakt online beraten und behandeln. Für viele Situationen liegen die Vorteile auf der Hand, etwa bei der Versorgung im ländlichen Raum mit fast chronischem Fachärztemangel. Auch Patientinnen und Patienten, denen es aufgrund ihrer körperlichen Verfassung nicht möglich ist, in die Praxis oder eine Klinikambulanz zu kommen, könnten in Zukunft von digitalen Behandlungsangeboten profitieren. „Grundsätzlich begrüßen wir die Neuregelung. Sie könnte eine bessere Versorgung ermöglichen – auch von Krebspatienten. Viele Betroffene berichten uns, dass sie die langen Wege für jeden Arzttermin scheuen, die in manchen Gegenden unvermeidlich sind“, so Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums. Seit 33 Jahren ist der Dienst der Ansprechpartner bei allen Fragen zum Thema Krebs. Ärztinnen und Ärzte beantworten Fragen von Betroffenen, Angehörigen und allgemein Interessierten. Telefonisch steht das Team täglich und kostenlos von 08:00 Uhr bis 20:00 Uhr unter 0800 420 30 40 oder per E-Mail unter krebsinformationsdienst@dkfz.de zur Verfügung.

Bis zur flächendeckenden Umsetzung von Angeboten zur Online-Behandlung dauert es noch, denn zunächst muss der neue Beschluss von den Landesärztekammern in die jeweilige Berufsordnung integriert werden. Aus dem Bereich der psychologischen Beratung und Psychotherapie gibt es erfolgreiche Beispiele. Aber auch zur rein ärztlichen Betreuung werden schon länger verschiedene Modellprojekte auf Landesebene erprobt, mit guter Resonanz. Offenbar funktioniert der Kontakt zwischen Arzt und Patient über eine Internet-Plattform gut. Der Krebsinformationsdienst sieht jedoch auch Grenzen: „Bei Krebspatienten kann die Online-Betreuung das Gespräch von Angesicht zu Angesicht zwar ergänzen, aber keinesfalls ersetzen“, betont Weg-Remers. Die komplexe Krankheitssituation, in der sich viele Betroffene befinden, mache die regelmäßige persönliche Konsultation des behandelnden Arztes unerlässlich, insbesondere dann, wenn schwerwiegende Therapieentscheidungen anstehen. Inwiefern auch ältere Menschen die Fernbehandlung über den Computer nutzen möchten und können, ist ebenfalls noch fraglich. Eine besondere Herausforderung für Patienten bedeutet es, dass viele kommerzielle Anbieter aus dem Ausland kommen. Wer genau und mit welchen Qualifikationsnachweisen hinter dem Angebot steckt, bleibt oft undurchsichtig.

 

Gesundheits-Apps und Datenschutz

Ob Fitness- und Lifestyleanwendungen, Gesundheitstagebücher oder komplexe Programme zur Einordnung von Symptomen, zur Befundung oder gar zur Online-Therapie – dank neuer Technologien und der zunehmenden Verbreitung von Smartphones drängen immer mehr Angebote für das individuelle Gesundheitsmanagement auf den Markt. Die Bandbreite ist groß, wie Dr. Birgit Hiller vom Krebsinformationsdienst bei ihren Recherchen zum Thema beobachtet hat: „Viele Apps erscheinen auf den ersten Blick im Alltag recht praktisch, etwa solche, in denen man die Untersuchungsergebnisse oder Messwerte festhalten kann. Und es gibt sogar eine ganze Reihe von Online-Programmen, deren Nutzen in Studien überprüft wird.“

Doch bei vielen Angeboten lasse zum Beispiel der Datenschutz sehr zu wünschen übrig. „Dieses Problem wird von den Nutzern selbst aber oft auf die leichte Schulter genommen – und das, obwohl es um medizinische, also hoch sensible Daten geht.“ Nicht nur, dass Daten durch im Hintergrund beteiligte Konzerne wie Google mitgelesen werden, oder bei vielen Apps auch eine Vernetzung mit anderen über Facebook vorgesehen ist. Kritiker merken zudem an, dass immer mehr Apps Daten sammeln, die für die gewünschten Funktionen der Programme gar nicht notwendig wären – so wie beim Fitness-Tracker, der den Standort des Nutzers erfasst, ihn aber ohne explizite Zustimmung auch online stellt. Oft mangelt es an Transparenz, welche Daten gespeichert werden, und wer darauf zugreift, bleibt im Dunkeln. „Wir empfehlen Online-Angebote aller Art kritisch zu hinterfragen. Die von uns entwickelten Leitfragen ermöglichen eine erste Beurteilung“, so Hiller.

Service

Leitfragen für die qualitative Beurteilung

  • Was sind die Ziele des Angebots? Information? Austausch mit anderen Betroffenen? Anleitung zum Selbstmanagement? Oder sollen sie eine fachliche Beratung oder Therapie ersetzen, etwa durch Ärzte oder Psychologen?
  • Werden gesetzliche Vorgaben eingehalten? Gibt es beispielsweise ein Impressum, in dem Verantwortliche benannt werden und man etwas über die Finanzierung des Angebots findet?
  • Wie transparent ist der Anbieter hinsichtlich der Verwendung der erfassten Daten? Legt er offen, was wo gespeichert wird?
  • Wenn es nicht um den Erfahrungsaustausch unter Betroffenen geht, sondern um Fachwissen oder Expertenaussagen: Wer hat die vermittelten Informationen erstellt, und welche fachliche Qualifikation haben die Autoren bzw. Berater? Sind die Aussagen mit Quellen belegt?

Das Informationsblatt „Krebs im Internet“ mit weiteren Tipps vom Krebsinformationsdienst kann unter nachfolgendem Link heruntergeladen und ausgedruckt werden: https://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/iblatt/iblatt-sichersurfen.pdf.

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit hat eine Checkliste zu Risiken und Vorteilen von Gesundheits-Apps zusammengestellt, https://www.aps-ev.de/wp-content/uploads/2018/05/2018_APS-Checkliste_GesundheitsApps.pdf.

Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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