Webster K. Cavenee, Distinguished Professor Emeritus an der Universität von Kalifornien in San Diego und Direktor Emeritus am Ludwig Institute for Cancer Research, kann eine beeindruckende Leistungsbilanz seiner Forschung vorweisen: In annähernd 500 wissenschaftlichen Publikationen, großenteils in hochrangigen Zeitschriften, veröffentlichte der US-amerikanische Zellbiologe und Genetiker seine Ergebnisse zu den genetischen Grundlagen der Krebsentstehung und zu genetischen Ansätzen in der Krebstherapie.
Cavenee ist einer der Pioniere der genetischen Krebsforschung. Bereits als jungem Wissenschaftler gelang ihm mit dem ersten Nachweis eines Tumorsuppressor-Gens ein außergewöhnlicher Durchbruch: Das Retinoblastom, eine seltene Art von Augenkrebs bei Kindern, entsteht, wenn beide Kopien des Rb-Tumorsuppressor-Gens ausgefallen sind. Rb wirkt normalerweise als Bremse des Tumorwachstums. Cavenee beschrieb damit erstmals eine neue Art der genetischen Disposition für die Krebsentstehung. Heute ist bekannt, dass Veränderungen oder Verluste von Tumorsupressor-Genen mitverantwortlich sind für einen großen Teil aller Krebserkrankungen und zur Entwicklung neuartiger Formen der Krebstherapie geführt haben.
Als Direktor des Ludwig-Instituts in San Diego fokussierte Cavenee seine Forschung auf das Glioblastom. Diese besonders aggressive Form von Hirntumoren bei Erwachsenen gilt als nicht heilbar. Webster Cavenee erforschte die genetischen Ursachen der Erkrankung, insbesondere Mutationen in den Genen der Wachstumsfaktor-Rezeptoren, um mögliche Ansatzpunkte für zielgerichtete Therapien gegen diese schwere Erkrankung zu identifizieren.
Dem Deutschen Krebsforschungszentrum ist Webster Cavenee seit 1995 verbunden, zunächst als Gutachter des wissenschaftlichen Programms. 2007 wurde er in das Wissenschaftliche Komitee des DKFZ berufen, dessen Vorsitz er von 2010 bis 2019 innehatte. In diesen Jahren beriet er das DKFZ bei zahlreichen strategischen Initiativen und bei der Rekrutierung leitender Wissenschaftler. Er war an der Planung der Struktur und Implementierung der Klinischen Kooperationseinheiten des DKFZ sowie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung beteiligt und unterstützte das DKFZ beim Ausbau der Beziehungen u.a. mit israelischen und chinesischen Institutionen.
Mit seinen Beratungen hatte er entscheidenden Anteil an der Gründung der Allianz zwischen dem DKFZ und dem Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH), deren externem wissenschaftlichen Beratungsgremium er von 2010 bis 2019 angehörte. Die DKFZ-ZMBH-Allianz ist ein wesentliches Element des Exzellenzkonzepts der Universität Heidelberg und ein neues Modell der Zusammenarbeit zwischen einem Mitglied der Gemeinschaft der Helmholtz-Großforschungszentren (DKFZ) und einer universitären Einrichtung.
Die Verleihung der Ehrendoktorwürde fand am 21. April in der Alten Aula der Universität statt. In seiner Laudatio würdigte Michael Boutros, der stellvertretende Wissenschaftliche Vorstand des DKFZ, Cavenees Verdienste für die Krebsforschung und überbrachte ihm den Dank aller DKFZ-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter für seinen langjährigen Einsatz.