Krebs entsteht durch genetische Veränderungen, die sich von Tumor zu Tumor unterscheiden. Die Präzisionsonkologie nutzt diese Erkenntnisse, um Zielstrukturen zu identifizieren, durch die Krebszellen angreifbar für neue Immuntherapien werden. So können Behandlungen individuell auf Patientinnen und Patienten abgestimmt werden. Insbesondere bei fortgeschrittenen Erkrankungen kann dieser Ansatz wirksamere und verträglichere Therapien ermöglichen. Damit Patienten möglichst früh von diesen Fortschritten profitieren können, müssen neue Therapiestrategien weiterentwickelt und präzisionsmedizinische Behandlungen konsequent in die klinische Praxis integriert werden. Das will die Stiftung SWISS BRIDGE mit ihrem diesjährigen Award unterstützen.
In einem zweistufigen Evaluationsverfahren hat eine hochkarätig besetzte Jury zwei Forschungsprojekte ausgewählt. Inmaculada Martínez Reyes vom DKTK-Standort an der Charité Berlin und Andreas Moor von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich erhalten je 250.000 Franken für die Realisierung ihrer vielversprechenden Vorhaben.
Gezielter Angriff auf ruhende Krebszellen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
Nach einer Krebsbehandlung kann eine Population von Zellen in einen Zustand übergehen, der als „Seneszenz“ bezeichnet wir. Sie hören dann vorübergehend auf, sich zu teilen und entziehen sich so der Therapie. Diese ruhenden Zellen können jedoch aufwachen und zu einer Hauptursache für das Wiederauftreten von Bauchspeicheldrüsenkrebs und anderen Krebsarten werden. Inmaculada Martínez Reyes und Team fokussieren sich auf die Entwicklung von künstlich hergestellten, spezialisierten Immunzellen, sogenannten T-Zellen, die diese ruhenden, therapieresistenten Tumorzellen gezielt eliminieren sollen.
„Wir haben gezeigt, dass therapieresistente, seneszente Krebszellen eine Reihe von speziellen Proteinfragmenten, sogenannte Antigene, auf ihrer Oberfläche präsentieren”, erklärt Martínez Reyes. „Diese speziellen Antigene können wir nutzen, um Immunzellen zu trainieren, die resistenten Tumorzellen gezielt ausschalten, die sonst zu einem Krebsrückfall führen würden.”
Martínez Reyes und ihre Kollegen entwickeln dazu T-Zellen, die mit spezifischen Rezeptoren ausgestattet sind, um die Antigene auf den ruhenden Tumorzellen präzise zu erkennen. Gelingt dieser Ansatz, könnte er eine neue Form von Immuntherapien begründen. Martínez Reyes und ihr Team hoffen, damit Rückfälle verhindern zu können und die Behandlungsergebnisse bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und anderen Tumoren mit ähnlichen Mechanismen langfristig zu verbessern.
Die zweite Hälfte des diesjährigen SWISS BRIDGE Awards geht an Andreas Moor für die Entwicklung innovativer Ansätze, mit denen er Lebermetastasen bei Darmkrebs verhindern will. Die Stiftung SWISS BRIDGE konnte in den letzten 25 Jahren über 45 Mio. Schweizer Franken für die weltweite Krebsforschung sammeln und in innovative und qualitativ hochstehende Forschungsprojekte investieren. Zusätzlich wird jährlich der SWISS BRIDGE Award mit mindestens 500'000 Franken für hervorragende Forschungsprojekte verliehen. Es ist einer der namhaftesten Preise für zukunftsweisende Krebsforschung und genießt daher einen hohen nationalen und internationalen Bekanntheitsgrad.