Das DKFZ hat den Wirkstoff zunächst zur präklinischen Entwicklung exklusiv an die ABX GmbH in Radeberg auslizenziert. 2017 erwarb die US amerikanische Endocyte Inc. die Lizenzrechte von ABX. Das Unternehmen hat inzwischen eine Klinische Phase III-Studie gestartet zur Zulassung des Wirkstoffs gegen fortgeschrittenen Prostatakrebs, der auf eine Hormontherapie nicht anspricht.
Nun hat Novartis, eines der weltgrößten Pharmaunternehmen, sein Angebot zur Übernahme von Endocyte in Höhe von 2,1 Milliarden US Dollar bekannt gegeben. Der Schweizer Pharma-Riese traut dem Wirkstoff, der frühestens 2021 auf den Markt kommen wird, mehr als eine Milliarde US Dollar Jahresumsatz zu.
Bei 177-Lutetium PSMA-617 handelt es sich um einen mit radioaktivem Lutetium-177 gekoppelten Liganden, der an das Prostata-spezifische Membranantigen, kurz PSMA, passgenau andocken kann. Die Mehrzahl aller Prostatakrebszellen trägt das Glykoprotein PSMA auf ihrer Zellmembran, im übrigen Körper kommt es dagegen kaum vor. Die Krebszellen nehmen den Wirkstoff ins Zellinnere auf, so dass er sich in den Tumoren anreichert und von innen heraus seine tödliche Strahlendosis abgibt, was die Wirkung der Therapie besonders präzise und zielgenau macht.
Das besondere an den Wirkstoffen der PSMA-617 Familie ist, dass sich derselbe Ligand sowohl mit diagnostischen (z.B. Gallium-68) als auch mit verschiedenen therapeutischen Strahlern (Lutetium-177, Actinium 225) koppeln lässt und daher sowohl für die Krebsdiagnostik als auch für die Krebstherapie eingesetzt werden kann.