Nr. 88

30 Jahre Meyenburg-Stiftung - 30 Jahre Engagement für die Krebsforschung

 

Die Preisträgerin 2006

“Jungbrunnen der Zelle“ oder aber „Achillesferse des Tumors“ - so betitelte die Presse das Enzym Telomerase, das Professor Dr. Elizabeth Blackburn zusammen mit einer Kollegin 1985 zum ersten Mal beschrieb. Das neuentdeckte Enzym verlängert spezifisch die als “Telomere“ bezeichneten Enden der Chromosomen. Diese für den Laien zunächst unspektakulär klingende Aufgabe wirkt lebensverlängernd auf die Zelle: Jede Zellteilung verkürzt die Chromosomen-Enden ein wenig. Wird eine gewisse Mindestlänge unterschritten, so stellt die Zelle ihre Teilungsaktivität ein. Die Telomerase stückelt nach der Teilung wieder DNA-Bausteine an die Chromosomen-Enden an und wirkt so der Zellalterung entgegen.

Nachweisbare Mengen an Telomerase finden sich im menschlichen Körper ausschließlich in Zellen, die sich dauerhaft erneuern müssen, wie in der Haut und in der Schleimhaut, im blutbildenden System oder in Keimzellen. Anders sieht die Situation in Krebszellen aus, die sich generell durch einen hohen Telomerase-Spiegel auszeichnen. Das Enzym fördert die Wachstumseigenschaften des Tumors. Auch die Lebensspanne von gesunden Zellen verlängert sich, wenn sie im Labor experimentell mit Telomerase “nachgerüstet“ werden. Elizabeth Blackburn erkannte schon früh, dass die Telomerase ein zentraler und wichtiger Angriffspunkt fast jeder Krebszelle ist. Sie zeigte, dass Krebszellen auf eine Inaktivierung des Enzyms mit Wachstumsstopp reagieren. Mittlerweile werden die ersten spezifischen Hemmstoffe der Telomerase bereits in großen klinischen Studien der Phase III auf ihre Wirksamkeit gegen Krebs getestet.

Für ihre Arbeit wurde die gebürtige Australierin Blackburn, die an der University of California in San Francisco forscht, bereits mit einer Vielzahl renommierter Preise ausgezeichnet, unter anderem mit dem diesjährigen Lasker-Preis für medizinische Grundlagenforschung.


Die Meyenburg-Stiftung

1975 verfügte Maria Meyenburg, Witwe des Lederfabrikanten Wilhelm Meyenburg aus dem schleswig-holsteinischen Krempe, testamentarisch die Gründung einer Stiftung zugunsten des Deutschen Krebsforschungszentrums, die in diesem Jahr ihr dreißigjähriges Jubiläum feiert. Neben dem seit 1981 alljährlich vergebenen hochdotierten Meyenburg-Preis unterhält die Stiftung unter anderem ein Gästehaus für ausländische Wissenschaftler in Heidelberg und fördert eine Vorlesungsreihe mit namhaften Wissenschaftlern aus dem Bereich der Krebsforschung.

Bei der Festveranstaltung anlässlich von Preisvergabe und Jubiläum wird Professor Dr. Werner Franke, Träger des ersten Meyenburg-Preises und Leiter der Abteilung Zellbiologie des Deutschen Krebsforschungszentrums, die Arbeit der Stiftung würdigen. Dr. Marion Meyenburg, Vorstandsvorsitzende der Stiftung, wird den derzeit mit 40.000 Euro dotierten Preis, der für herausragende Leistungen in der Krebsforschung vergeben wird, an Elizabeth Blackburn überreichen.
Dass das Auswahlkomitee der Stiftung bei der Nominierung der Meyenburg- Preisträger ein gutes Gespür hat und die Auszeichnung an die Besten der Besten vergibt, beweist nicht zuletzt die Vergabe des Meyenburg-Preises 2002 an Andrew Fire: Wie einige Jahre zuvor bereits in Heidelberg, hielt man den Wissenschaftler dieses Jahr auch in Stockholm für preiswürdig und zeichnete ihn mit dem Nobelpreis für Medizin aus.

Die Preisverleihung findet am Donnerstag, dem 19. Oktober, um 15.00 Uhr, im Hörsaal des Deutschen Krebsforschungszentrums statt. Interessierte sind herzlich eingeladen.

Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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