Große Herausforderungen – großes Engagement
Maßgeschneiderte Therapien für Krebspatienten – um diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen, finanziert der Ticketing- und Live Entertainment-Anbieter CTS Eventim eine Stiftungsprofessur am Deutschen Krebsforschungszentrum. Das Unternehmen stellt dafür eine Million Euro zur Verfügung. Karsten Rippe, der auf die neue Professur berufen wurde, möchte zukünftig Fehler beim Auslesen des Erbguts für einzelne Krebszellen aufschlüsseln.
Warum sprechen manche Krebspatienten auf ein Medikament an und andere nicht? Warum überleben einige Krebszellen die Behandlung? Für eine erfolgreiche Krebstherapie müssen die Ärzte ihren Gegner so genau wie möglich kennen. Karsten Rippe, Abteilungsleiter im DKFZ, hat sich deshalb das Ziel gesetzt, den Krebszellen mit Hilfe eines neu entwickelten Verfahrens noch mehr Informationen zu entlocken. Das soll die Grundlage für eine zielgerichtete Therapie liefern. Von der Universität Heidelberg und dem DKFZ ist Rippe nun auf die neu eingerichtete Stiftungsprofessur für Chromatin-Netzwerke berufen worden. Der Biophysiker freut sich über das Vertrauen, das die beiden Einrichtungen seiner Arbeit entgegenbringen. Sein besonderer Dank gilt der Unterstützung durch CTS Eventim: „Diese großzügige Förderung bietet uns die Möglichkeit, wichtige neue Technologien am DKFZ zu entwickeln, von denen hoffentlich viele Krebspatienten in Form einer maßgeschneiderten Therapie profitieren werden.“ Der Kampf gegen Krebs ist einer der Schwerpunkte des gesellschaftlichen Engagements von CTS Eventim. Klaus-Peter Schulenberg, Gründer und Vorstandsvorsitzender des im MDax notierten Unternehmens, zählt schon seit vielen Jahren zu den Unterstützern des Deutschen Krebsforschungszentrums. Im Advisory Council, einem Kreis von Förderern und Freunden des DKFZ, ist er beispielsweise ein Mitglied der ersten Stunde. Mit der Finanzierung der Stiftungsprofessur geht Schulenberg nun noch einen Schritt weiter: Über einen Zeitraum von fünf Jahren stellt das von ihm geführte Unternehmen eine Million Euro für die Forschung bereit – die höchste Spendensumme in der Geschichte von CTS Eventim.
„Der Kampf gegen Krebs zählt auch im Zeitalter der Wissensgesellschaft zu den größten Herausforderungen“, so Schulenberg. „Deshalb wollen wir Herrn Dr. Rippe und sein Team bei dieser wichtigen Aufgabe nach Kräften unterstützen.“ Josef Puchta, kaufmännischer Vorstand des DKFZ, betont, wie wichtig solches Engagement inzwischen ist: „Je komplexer die Forschung, desto teurer wird sie. Deshalb ist auch die öffentlich geförderte Wissenschaft heute mehr denn je auf die Unterstützung von privaten Geldgebern angewiesen.“ Insbesondere der Blick ins Ausland zeige, dass in diesem Bereich großes Potential liege. „Leider ist die private Forschungsunterstützung bei uns in Deutschland bislang noch nicht so verbreitet wie beispielsweise in den USA“, so Puchta. „Ich würde mir deshalb wünschen, dass das wunderbare Beispiel von CTS Eventim möglichst viele Nachahmer findet.“ Für das Unternehmen, über dessen Systeme jährlich mehr als 150 Millionen Eintrittskarten für über 200.000 Veranstaltungen vermarktet werden, spielt dabei neben der gezielten Unterstützung für die Krebsforschung noch ein weiterer Punkt eine wichtige Rolle: „Uns liegt auch die Förderung der Spitzenforschung in Deutschland am Herzen“, erläutert Klaus-Peter Schulenberg und fügt hinzu: „Für beide Anliegen ist das DKFZ mit seiner großen Expertise und seiner langjährigen Erfahrung der bestmögliche Partner.“
Keine Krebszelle soll entkommen
Auch bei einer Krebsart, die als gut behandelbar gilt, kann die Therapie früher oder später versagen. Doch wie ist es möglich, dass Tumoren, die bei vielen Patienten nach einiger Zeit verschwunden sind, bei anderen trotz intensiver Behandlung immer weiter wachsen? Die umfangreichen Analysen molekularer Merkmale der Krebszellen zeigen immer deutlicher: Jeder Tumor ist anders. Auch wenn die Tumorzellen äußerlich völlig gleich erscheinen, können sehr unterschiedliche Fehlsteuerungen beim Auslesen der Erbinformation das aggressive Wachstum des Tumors antreiben. Vor dem Beginn einer Therapie stehen deshalb heute in vielen Fällen genomweite Sequenzierungen auf dem Plan. Sie sollen die Achillesferse der Krebszellen ans Licht bringen. Dazu entnehmen die Mediziner eine Gewebeprobe aus dem Tumor und spüren im Erbgut die relevanten Veränderungen auf. Doch die Methode hat Grenzen. „Jede Tumorprobe enthält ein Gemisch aus zehntausenden Zellen“, erklärt Karten Rippe. Und diese Zellen sind nicht alle gleich. „Zum einen befinden sich meist auch gesunde Zellen in der Tumorprobe, und zum anderen unterscheiden sich auch Krebszellen untereinander“, so Rippe.
Das Ergebnis der Untersuchung ist damit eine Art Mittelwert, der die individuellen Eigenschaften einzelner Zellen verschleiert. Die Vielfalt der Krebszellen ist für die Behandlung aber ein ganz entscheidender Faktor: Selbst wenn der Großteil der Krebszellen während einer Chemooder Strahlentherapie stirbt, sind oft einige Zellen für die Behandlung unempfindlich und wuchern anschließend weiter. Karsten Rippe und sein Team setzen deshalb darauf, tausende Zellen jedes Tumors einzeln zu analysieren. „Wir möchten den Gewebeproben mithilfe von automatisierten Hochdurchsatzsystemen ein Maximum an Informationen entlocken“, sagt Rippe. Den Experimenten folgen bioinformatische Analysen, um aus den riesigen Datenmengen die relevanten Informationen zu filtern: Enthält die Probe verschiedene Zelltypen, die sich in ihrem Verhalten unterscheiden, beispielsweise in ihren Ansprechen auf Medikamente? Diese Informationen sollen Ärzten helfen, Medikamente so zu kombinieren, dass keine Krebszelle der Behandlung entkommt.