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Strategische Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Mit der rollenden Klinik im Einsatz

Eigentlich untersucht Dr. Lutz Breitling am Deutschen Krebsforschungszentrum die gesundheitlichen Folgen des Rauchens. Ende letzten Jahres beschloss er, den deutschen Arbeitsalltag eine Zeit lang hinter sich zu lassen und für die German Doctors e.V. nach Asien zu gehen. Ehrenamtlich unterstützte der Arzt zwei Projekte, mit denen die Hilfsorganisation die Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern verbessern möchte. Um den Jahreswechsel arbeitete er für sechs Wochen auf der philippinischen Insel Mindanao und ab Mai sechs weitere Wochen in Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs. Einblick-Redakteur Frank Bernard hat mit ihm gesprochen.

DKFZ-Forscher Lutz Breitling war für die "German Doctors" 2015 zweimal im Ausland.
© privat

Warum haben Sie sich für Bangladesch und die Philippinen entschieden?

Die Projekte der German Doctors haben teilweise ganz klare fachliche Schwerpunkte. Da ich hier in der Inneren Medizin tätig war, habe ich mir auf den Philippinen ein Projekt mit einem allgemeinmedizinischen Hintergrund ausgesucht. Nach Bangladesch bin ich gegangen, weil dort gerade akuter Bedarf bestand. Beides war Neuland für mich, ich war vorher noch nie in Asien gewesen.

Was genau haben Sie auf den Philippinen gemacht?

Ich bin dort mit den sogenannten Rolling Clinics im Einsatz gewesen, um Sprechstunden in Gebieten zu halten, die vom öffentlichen Gesundheitswesen noch nicht gut erfasst sind.

Wie sieht so eine „rollende Klinik“ aus?

Das ist eine relativ einfache Ambulanzausrüstung, die wir mit Autos in die Dörfer transportieren. Wir, das sind der Fahrer, der eventuell noch als Zahnarzthelfer fungiert, falls ein zusätzlicher Zahnarzt dabei ist. Dann zwei Krankenschwestern, von denen eine als Übersetzerin tätig ist, und eine lokale Koordinatorin, die das Organisatorische regelt. Wir haben dort nur die einfachsten diagnostischen Möglichkeiten: Stethoskop und Ohrspiegel natürlich, Blutdruck messen, eventuell den Blutzucker bestimmen – viel mehr nicht. Außerdem hatten wir eine ambulante Apotheke mit ungefähr 50 verschiedenen Medikamenten dabei. Von denen haben wir möglichst immer so viel mitgenommen, dass der Vorrat für die Patienten bis zum nächsten Besuch der Rolling Clinic reichte.

Wer kommt in diese Sprechstunden?

Tendenziell sind es eher die armen Bevölkerungsschichten. Danach werden auch die Einsatzorte ausgewählt. Manche Menschen leben wirklich sehr weitab von Krankenhäusern und Ambulanzen. Weil oft das Geld für die Fahrt zu einem Arzt fehlt, würden die Patienten sonst höchstens traditionelle Heiler aufsuchen.

Die Rolling Clinic macht Station in einer Dorfkirche auf der philippinischen Insel Mindanoa. Privatsphäre ist nicht immer gegeben.
© privat

Mit welchen Krankheiten kommen die Menschen zu Ihnen?

Im Grunde genommen überschneidet sich viel mit der Hausarztmedizin, wie wir sie hier haben: Atemwegsinfekte, Schilddrüsenerkrankungen und ähnliche Dinge, die wir mit Medikamenten aus unserer Apotheke behandeln konnten. Häufiger als in Deutschland ist dort Epilepsie. Oft sind bestimmte Parasiten die Auslöser. Durch regelmäßige Tabletteneinnahme lässt sich die Krankheit aber kontrollieren. Die Krätze, eine typische Armutskrankheit, kam auch immer wieder vor. Für diese Fälle hatten wir eine Lotion. Um die direkte Wiederinfektion zu vermeiden, musste dann allerdings die komplette Familie mitmachen. Mit im Gepäck waren immer auch Wurmmittel, Eisen und Vitamine, die Schwangere oder Kinder zur Vorsorge erhalten haben.

Was passiert, wenn Sie mit Ihrer mobilen Ausrüstung nicht mehr weiterhelfen können?

In dringenden Fällen besteht die Möglichkeit, Patienten in das Krankenhaus am Stützpunkt der German Doctors zu bringen. Ich erinnere mich an einen kleinen Jungen, der mit hohem Fieber und starken Schmerzen zu uns kam, eine Gesichtshälfte war stark geschwollen. Er konnte nicht mal mehr trinken und eine Untersuchung war kaum möglich. Zum Glück konnten wir direkt einen Transport in die Klinik organisieren, wo er eine intravenöse Behandlung erhielt. Als ich den Jungen später besuchte, konnte er schon wieder essen und die Kollegen planten gerade eine Operation: Ein vereiterter Zahn hatte das alles verursacht und musste nun raus.

Auf den Philippinen sprechen die Menschen viele verschiedene Sprachen. Wie haben Sie sich verständigt?

Dank der Übersetzer hat das meist gut geklappt. Manchmal musste aber auch ein lokaler Health Worker die Sprache der Leute aus dem Dorf übersetzen, damit unsere Übersetzerin diese wiederum für uns übersetzen konnte. Das war ein bisschen wie „Stille Post“ und die Kommunikation fand teilweise mit Händen und Füßen statt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Menschen es nicht von Kindesbeinen an gewohnt sind, einem Hausarzt zu erklären, wie es ihnen geht. In Deutschland sagt der Patient: „Ich habe seit drei Tagen Husten mit Auswurf und die und die Temperatur.“ Solche Informationen sind dort sehr viel schwieriger aus
den Aussagen herauszuschälen.

Ihr zweiter Einsatz war in Bangladesch.

Richtig. Dort haben wir Sprechstunden für die Bewohner der Slums von Dhaka gehalten. Hier trafen wir beispielsweise Rikschafahrer, die zu den Ärmsten der Armen zählen, oder auch Tagelöhner. Zu uns kamen aber auch junge Mütter mit ihren Babys oder alte Ehepaare, beide über 75, mit Diabetes und Bluthochdruck. Sehr gemischt also. Aus Neugier hat dann auch mal der lokale Polizeichef bei uns vorbeigeschaut und wollte, dass wir in sein Ohr gucken.

DKFZ-Forscher Breitling war in den Slums von Dhaka, um den Menschen dort medizinische Hilfe anzubieten.
© privat

War es manchmal frustrierend, nur begrenzt helfen zu können?

Grundsätzlich gibt es ja auch hier die Situation, dass man Patienten nicht so helfen kann, wie man es möchte. Es wird einem dort nur deutlicher vor Augen geführt. Ich erinnere mich an ein kleines Mädchen, fünf, sechs Jahre alt, mit deutlichen Anzeichen von Mangelernährung, dessen Eltern beide an Tuberkulose verstorben waren. Wir haben lange vergeblich versucht, einen Platz im Kinderheim zu organisieren. Zum Schluss blieb als einzig umsetzbare Lösung, dass der lokale Health Worker ab und zu mal guckt, ob er mit Nahrungsmitteln helfen kann. Das tat ein bisschen weh. In solchen Situationen hilft es, sich an positiven Erlebnissen zu freuen. Manche Patienten trifft man nach einer relativ einfachen Behandlung ein paar Tage später wieder und es geht ihnen deutlich besser. Sie freuen sich und sind dankbar dafür. Das gibt dann so ein bisschen den Ausgleich.

An welches schöne Ereignis erinnern Sie sich besonders?

Ich war über Weihnachten auf den Philippinen und konnte dadurch an der Weihnachtsfeier in der Klinik der German Doctors teilnehmen. Die Patienten sind teils schwer krank, haben zum Beispiel Tuberkulose oder Lepra, und deshalb ist die Stimmung sonst meist eher bedrückend. Auf der Feier mit den Krankenschwestern und Familienangehörigen war es dann das erste Mal so, dass ich alle habe lächeln sehen. Das ist mir im Kopf geblieben.

Hatten Sie auch Freizeit?

Ja, es wird auch Wert darauf gelegt, dass man eine gewisse Balance hat, weil es psychisch schon eine Ausnahmesituation ist. Nach zwölf Stunden Einsatz bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit und manchmal über 100 Patienten, die wir am Tag behandelt haben, war ich abends allerdings meist ziemlich erschöpft. Deshalb habe ich nicht allzu viel Sightseeing gemacht und stattdessen relativ viel gelesen.

Wie gefiel Ihnen das Leben in Asien?

Speziell die philippinische Küche ist schon sehr gut. Mit leckerem Fisch und vielen verschiedenen Gemüsesorten. Nach sechs Wochen hatte ich von Reis, den es meist morgens, mittags und abends gab, allerdings doch genug. Auf warmes, fließendes Wasser habe ich mich nach den Rolling Clinics auch sehr gefreut.

Wie haben Sie mit Freunden und Familie Kontakt gehalten?

Mittlerweile gibt es nahezu überall Internetcafés. Oder zumindest ein Telefon. Auf den Rolling Clinics hatte ich allerdings manchmal tagelang keinerlei Handyempfang. Natürlich vermisst man die Familie, wenn man mehrere Wochen so weit weg ist.

Und wie lautet nach den beiden Einsätzen Ihr Fazit?

Die Arbeit ist mir auf jeden Fall ans Herz gewachsen. Sie hat mir das Gefühl gegeben, etwas unmittelbar Wichtiges zu tun. Auch meine Forschung ist mir wichtig, und ich freue mich nun wieder auf meine Arbeit im DKFZ. Vielleicht gelingt es mir in der Zukunft mal, beide Aspekte zusammenzubringen: Forschung und Arbeiten in Übersee. Das sind aber noch ferne Perspektiven. Die Einsätze haben mir auch gezeigt, dass man mit begrenzten Möglichkeiten sehr viel erreichen kann. Man darf allerdings nicht den Anspruch haben, die Welt zu retten.

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