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Die gleichzeitige Bekämpfung der COVID-19 Pandemie und der großen Volkskrankheiten: Ein Balanceakt für die biomedizinische Forschung

Nr. 30c | 14.05.2020

Wissenschaft, Politik und Geldgeber stehen vor einer großen Herausforderung: Während sie die COVID-19-Pandemie so schnell wie möglich und mit noch mehr Mitteln eindämmen sollen, müssen sie sich auch um die wachsende Bedrohung durch andere Krankheiten kümmern. Dieser Balanceakt und die Reaktion der Forschungsgemeinschaft werden für die weltweite Gesundheitslage der nächsten Jahre richtungsweisend sein, argumentieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Cell. Die Forschenden widmen sich in ihrem Kommentar der wichtigen Frage, wie ein gutes Gleichgewicht zwischen bestehenden und neuen Forschungsprioritäten gefunden werden kann.

© Helmholtz Zentrum München/Charlie Padgett

Die Welt befindet sich mit dieser Pandemie in einer beispielslosen Lage. Betrachtet man, wie führende Forschungseinrichtungen aller Fachrichtungen derzeit aktiv zusammenarbeiten um Lösungen aus der Krise zu finden, gäbe dies Anlass zu Mut und Hoffnung, so die Autorinnen und Autoren des Kommentars. „Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir bekannte Herausforderungen, die für viele Milliarden Menschen lebensbedrohlich sind oder ihre Lebensqualität deutlich beeinflussen, aus den Augen verlieren dürfen. Es wäre riskant, jahrzehntelange intensive Grundlagenforschung sowie translationale und klinische Forschung jetzt zu unterbrechen und damit eventuell deren Erfolg zu gefährden", mahnt Prof. Matthias Tschöp, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München. „Es ist Aufgabe der Forschungsgemeinschaft angesichts der Gesamtheit aller akuten und künftigen Bedrohungen vernünftig und vorausschauend zu handeln. Wir müssen uns erneuern und dabei können wir von den Erfahrungen mit der Corona-Pandemie viel lernen."

Bedrohung der großen Volkskrankheiten wächst
Dabei bezieht sich der Kommentar insbesondere auf chronische Krankheiten wie Diabetes und Krebs, die nach wie vor weltweit die Hauptursachen für Tod, Behinderung und Verlust an Lebensqualität darstellen. So sind heute beispielsweise mehr als 400 Millionen Menschen an Typ-2-Diabetes erkrankt. Damit zusammenhängende Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Haupttodesursache in den westlichen Gesellschaften. Bis zum Jahr 2040 wird die Anzahl neuer Krebserkrankungen jährlich von aktuell 18 Millionen auf rund 30 Millionen steigen.

Chancen müssen voll ausgeschöpft werden
Den Autorinnen und Autoren des Kommentars zufolge habe die COVID-19-Krise die Forschungsgemeinschaft bereits verändert. Einige dieser Veränderungen könnten helfen, um auch mit anderen Herausforderungen für unsere Gesundheit besser umzugehen. So arbeiten internationale Forschungsteams gerade über Organisationen, Fachrichtungen und Grenzen hinweg gemeinsam an einem Ziel statt im Wettbewerb. Aufsichtsbehörden haben ihre Prozesse beschleunigt und Daten werden so schnell wie noch nie untereinander geteilt und zur Verfügung gestellt.

„Die aktuelle COVID-19-Krise lehrt uns, dass wir in einer globalen Gesellschaft intelligente, nachhaltige, ausgewogene und gemeinsame Investitionen zur Verbesserung unserer Gesundheit brauchen. Bestenfalls sollten alle Bereiche der biomedizinischen Forschung von dieser Entwicklung profitieren. Denn der Weg zur Prävention und Auslöschung vieler der weltweit größten Bedrohungen für unsere Gesundheit erlaubt keinen Schritt zurück", betont Prof. Eleftheria Zeggini, Direktorin des Instituts für Translationale Genomik am Helmholtz Zentrum München.

Originalpublikation
Zeggini et al., 2020: Biomedical Research Goes Viral: Dangers and Opportunities. Cell, DOI: 10.1016/j.cell.2020.05.014

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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