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Was hilft gegen Fatigue? BMBF fördert richtungsweisende Studie

Nr. 54c2 | 25.11.2019 | von Koh

Im Rahmen der Dekade gegen Krebs fördert das Bundesforschungsministerium praxisverändernde Studien zur Prävention, Diagnose und Therapie von Krebs. Unter den nun für die Planungsphase ausgewählten 13 Projekten ist auch die am Deutschen Krebsforschungszentrum, am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg und am Klinikum Nürnberg konzipierte INTACT-Studie. Damit wollen Wissenschaftler ermitteln, welche Therapie am besten gegen den krebsbedingten Erschöpfungszustand Fatigue hilft.

© Adobe Stock

Müdigkeit, Kraftlosigkeit und extreme Erschöpfung zählen zu den häufigsten Beschwerden von Krebspatienten. Diese zusammengefasst als Fatigue bezeichneten Symptome betreffen etwa 70 bis 90 Prozent aller Krebskranken. Die Betroffenen wissen häufig gar nicht, dass es sich um ein Krankheitsbild handeln kann, für das es Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Fatigue vermindert die Lebensqualität, schränkt die Leistungsfähigkeit ein und belastet auch das soziale Umfeld. Je stärker sie bereits während der Behandlung ist, umso wahrscheinlicher ist, dass die Fatigue auch nach der Therapie fortbesteht. Sie ist ein häufiger Grund, dass Krebsüberlebende nur noch eingeschränkt berufstätig sind. Während der Krebstherapie kann Fatigue zu mangelnder Compliance oder gar zum Abbruch der Krebstherapie führen. Insgesamt sollte daher Fatigue so früh wie möglich behandelt werden, auch um einer Chronifizierung vorzubeugen.

Als derzeit vielversprechendste Therapieansätze bei krebsassoziierter Fatigue gelten Sport, so genannte „Mind-Body Exercises" wie Yoga oder Tai Chi, sowie psychosoziale Interventionen. Wirksame medikamentöse Therapien gibt es bislang nicht. Ob alle drei nicht-medikamentösen Ansätze gleichermaßen effektiv sind und ob der Behandlungserfolg eventuell von weiteren Faktoren abhängt, ist derzeit unklar. Koordiniert von der DKFZ-Wissenschaftlerin Karen Steindorf will ein interdisziplinäres Team vom NCT Heidelberg und vom Klinikum Nürnberg mit der INTACT-Studie erstmals hierzu eine Antwort finden und damit zu einer besseren Versorgung für Fatigue-Betroffene beitragen.

INTACT soll die Behandlung von Fatigue-Patienten möglichst breit verbessern. Daher soll die Studie insgesamt 720 Männer und Frauen unterschiedlichen Alters in mehreren deutschen Zentren einschließen, die an Brustkrebs, Lungenkrebs sowie Hodgkin- bzw. Non-Hodgkin-Lymphomen erkrankt sind – Krebsarten, bei denen hohe Belastung durch Fatigue bekannt ist.

Während der 7-monatigen Konzeptentwicklungsphase, die das BMBF nun zunächst fördert, wollen die Wissenschaftlerinnen das Studiendesign für eine randomisierte, multizentrische, dreiarmige Vergleichsstudie ausarbeiten. Dabei berücksichtigen sie als wesentliche Aspekte, dass die Studie hohe Akzeptanz bei den Patientinnen und Patienten finden soll und auch gut in den klinischen Versorgungsalltag integriert werden kann. Daher werden auch weiterhin Patientenvertreter sowie die verschiedenen beteiligten Berufsgruppen in die Planung und spätere Durchführung der Studie eingebunden. Mit INTACT verfolgen alle Beteiligten das Ziel, die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten deutlich zu steigern und möglicherweise auch das Krebsüberleben zu verbessern.

Mit der Projektförderung ermöglicht das BMBF erstmals die systematische und gezielte Förderung großer und aufwändiger Vergleichsstudien. Nur mit solchen Studien lassen sich etablierte Strategien miteinander vergleichen und ihr Nutzen für die Patientinnen und Patienten bewerten. So können die erfolgreichsten Konzepte identifiziert und Optimierungsbedarf im Versorgungsalltag aufgedeckt werden. Die Ergebnisse fließen ein in die Weiterentwicklung von Empfehlungen und Leitlinien für die Praxis.

Vergleichs- und Optimierungsstudien sind häufig sehr aufwendig und teuer, da sie eine große Zahl von Patientinnen und Patienten, lange Zeiträume und oftmals eine größere Zahl teilnehmender Kliniken erfordern. Von den Erkenntnissen können sehr große Patientengruppen profitieren und teilweise gleichzeitig Behandlungskosten gesenkt werden.

Das Bundesforschungsministerium hat nun 13 Projekte für die Vorphase ausgewählt. Nach Abschluss der Konzeptentwicklung wird in einer zweiten Begutachtungsrunde über eine weitere Förderung entschieden. Für die in der zweiten Runde ausgewählten Projekte stellt das BMBF insgesamt bis zu 62 Millionen Euro zur Verfügung.

Forscher aus dem DKFZ sind darüber hinaus als leitende Wissenschaftler in vier weitere der 13 bewilligten Projekte eingebunden: Annette Kopp-Scheider ist an einer Studie zur risikoadaptierten MRT-Untersuchung der Brust beteiligt (ABREMAS). Ob der Einsatz von Telemedizin die Darmkrebsprävention verbessern kann, will eine Studie herausfinden, an der Hermann Brenner mitwirkt (NETZ). Ist bei fortgeschrittenem Enddarmkrebs eine individualisierte Radiochemotherapie kombiniert mit einem minimalen chirurgischen Eingriff möglicherweise der derzeitigen Standardbehandlung überlegen? An dieser Studie (PORTOFINO) beteiligt sich Michael Baumann. Axel Benner und Rudolf Kaaks sind Teil des Forscherteams, das zwei verschiedene Diagnoseverfahren bei Prostatakrebs vergleicht (PRIMA).

Mehr Information zu allen 13 für die Planungsphase ausgewählten praxisverändernden Studien:

https://www.dekade-gegen-krebs.de/de/praxisveraendernde-studien-fuer-eine-bessere-patientenversorgung-2018.html 

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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