Neues Verfahren enttarnt krebsfördernden Signalweg bei häufiger kindlicher Hirntumorart
Forscher des "Hopp-Kindertumorzentrums am NCT Heidelberg (KiTZ)" fanden in einer gemeinsamen Studie mit Kollegen des Institut Curie (Orsay, Frankreich) und des Universitätsklinikums Düsseldorf einen bislang unbekannten Signalgeber für das Wachstum von Medulloblastomen. Dazu kombinierten sie in dem vom Deutschen Krebskonsortium (DKTK) geförderten Projekt zwei moderne molekularbiologische Analysemethoden. Mit diesem Kombinationsansatz konnten sie einen neuen Ansatzpunkt für diese bisher schwer therapierbare Untergruppe kindlicher Hirntumoren ausfindig machen.
Das Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Medulloblastome sind aufgrund ihres schnellen und aggressiven Wachstums oft besonders schwer zu behandeln. Anhand molekularbiologischer Analysen kann man vier Untergruppen dieser am weitesten verbreiteten kindlichen Hirntumorart unterscheiden. Gerade für Tumoren der sogenannten Gruppe 4, der häufigsten Medulloblastom-Form, sind jedoch bisher keine eindeutigen Merkmale bekannt, die das Tumorwachstum antreiben und daher als therapeutische Angriffspunkte infrage kommen. Durch eine Kombination heute gängiger genomischer Analysen mit neuartigen Methoden der Proteinanalyse – konnten nun zum ersten Mal solche Erkennungsmerkmale für diese Untergruppe identifiziert werden.
Einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe um Stefan Pfister, KiTZ Direktor, Abteilungsleiter "Pädiatrische Neuroonkologie" am DKFZ und Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg gelang es zusammen mit dem Team von Olivier Ayrault am Institut Curie (Orsay, Frankreich) und Wissenschaftlern um Marc Remke (Pädiatrische Neuroonkologie, Universitätsklinikum Düsseldorf) diese neuen Merkmale zu beschreiben. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass in Medulloblastomen der Gruppe 4 bestimmte krebsfördernde (onkogene) Signalwege auf Proteinebene aktiv sind, die man allein durch eine Untersuchung der DNA und der RNA des Tumors übersehen hätte. „„Wir konnten besonders den Zusammenhang des bekannten krebsfördernden SRC-Signalwegs mit dieser Tumor-Unterart in Verbindung bringen", sagt Daisuke Kawauchi, Gruppenleiter in der DKFZ Abteilung „Pädiatrische Neuroonkologie". „Dass dieses Protein bei der Entwicklung von Medulloblastomen der Gruppe 4 eine Schlüsselrolle spielt, war bisher nicht bekannt."
Originalpublikation:
Forget et al. „Aberrant ERBB4-SRC Signaling as a Hallmark of Group 4 Medulloblastoma Revealed by Integrative Phosphoproteomic Profiling". Cancer Cell 2018. DOI: 10.1016/j.ccell.2018.08.002
Ein Bild zur Pressemitteilung steht zum Download zur Verfügung:
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Bildunterschrift:
Neben der Magnetresonanztomografie (MRT, siehe Foto) spielen molekulargenetische Analysetechniken bei der Charakterisierung von kindlichen Hirntumoren eine immer größere Rolle. © Fotolia/Sudok1
Das Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg (KiTZ)
Das „Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg" (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Das KiTZ ist gleichzeitig Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Es verfolgt das Ziel, die Biologie kindlicher Krebserkrankungen wissenschaftlich zu ergründen und vielversprechende Forschungsansätze eng mit der Patientenversorgung zu verknüpfen – von der Diagnose über die Behandlung bis hin zur Nachsorge. Krebskranke Kinder, gerade auch diejenigen, für die keine etablierten Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, bekommen im KiTZ einen individuellen Therapieplan, den Experten verschiedener Disziplinen in Tumorkonferenzen gemeinsam erstellen. Viele junge Patienten können an klinischen Studien teilnehmen und erhalten damit Zugang zu neuen Therapieoptionen. Beim Übertragen von Forschungserkenntnissen aus dem Labor in die Klinik übernimmt das KiTZ damit Vorbildfunktion.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich rund 65.000 Patienten vollstationär, 56.000 mal Patienten teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.700 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. www.klinikum-heidelberg.de