Nr. 32b

DKTK: Molekulare Kennzeichen für Therapieresistenzen bei Neuroblastomen entdeckt

An der Studie waren drei DKTK-Standorte beteiligt.
An der Studie waren drei DKTK-Standorte beteiligt.

Neuroblastome zählen zu den häufigsten Krebsarten bei Kindern. Während die Ersterkrankung heute oft gut behandelt werden kann, gibt es bei wiederkehrenden Tumoren, den Rezidiven, nur wenig Therapiemöglichkeiten. Ein Team aus Wissenschaftlern von drei Standorten des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) und ihren Kollegen konnte nun in einer Studie molekulare Kennzeichen der Tumoren, sogenannte Signaturen, herausfinden, die den Tumor gegenüber den angewandten Therapien resistent werden lassen. Die Ergebnisse veröffentlichten sie gemeinsam in der Fachzeitschrift Nature Genetics.

Ein Grund für die Therapieresistenz der Rezidive sind oft die neuen Veränderungen der Erbinformation in diesen Tumoren im Vergleich zu den Primärtumoren – die zunächst erfolgreichen Therapien werden wirkungslos. Große Hoffnung legen Ärzte und Wissenschaftler deshalb in die Entwicklung von zielgerichteten Therapien, die genau auf die Veränderungen im Erbgut des Tumors abgestimmt sind. Dafür müssen sie wissen, welche Veränderungen in den Rezidiven neu aufgetreten sind. „Tumorgenome sind nicht stabil. Sie unterliegen dynamischen Veränderungen. Deshalb unterscheiden sich Ersterkrankungen genetisch von wiederkehrenden Tumoren“, erklärt Studienleiter PD Dr. Alexander Schramm vom DKTK-Partnerstandort Essen/Düsseldorf. In ihrer Studie haben die Wissenschaftler deshalb mithilfe von Next Generation Sequencing die Erbinformation der Krebszellen von sechzehn Patienten analysiert und auf unterschiedliche genetische Veränderungen zwischen Primärtumor und Rezidiv untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass Rezidive wesentlich mehr Veränderungen in der Erbinformation aufweisen als Primärtumoren. „Der Tumor hat gewissermaßen gelernt, sich gegen die Behandlung zur Wehr zu setzen. Vergleichbar mit der bekannten Antibiotika-Resistenz werden dann die resistenten Tumorzellen herausselektiert, die nun ohne Konkurrenz stark wachsen können“, sagt Professor Johannes Schulte von der Charité-Universitätsmedizin Berlin am DKTK-Partnerstandort Berlin.

Mit der Studie haben die Wissenschaftler nicht nur weitere Erkenntnisse hinzugewonnen. „Nun haben wir erstmalig Anhaltspunkte, an welchen Stellen wir die Widerstandskraft der aggressiven Rückfalltumoren mit neuen Medikamenten angreifen können und gegen welche Strukturen auf der Oberfläche der Neuroblastome Medikamente entwickelt werden müssen“, sagt Professor Angelika Eggert von der Charité am DKTK-Partnerstandort Berlin. An der Studie und deren Finanzierung beteiligten sich die DKTK-Standorte Berlin, Essen/Düsseldorf und Heidelberg. Förderung kam auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Schramm A., Köster J., Assenov Y., Althoff K., Peifer M., Mahlow E. Odersky A., Beisser D., Ernst C., Henssen A.G., Stephan H., et al. (2015). Mutational dynamics primary and relapse neuroblastomas. Nature Genetics 2015, doi:10.1038/ng.3349

Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
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  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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