Molekularbiologe Bruce Edgar und Krebsstammzellforscher Andreas Trumpp für Leistungen in den Lebenswissenschaften geehrt
Heidelberger Wissenschaftler werden Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO)
Der Molekularbiologe Prof. Dr. Bruce Edgar und der Krebs- und Stammzellforscher Prof. Dr. Andreas Trumpp sind in Anerkennung ihrer bedeutenden Forschungsleistungen in die European Molecular Biology Organization (EMBO) aufgenommen worden. Die rund 1.500 Mitglieder der EMBO zählen auf ihren Fachgebieten zu den international führenden Wissenschaftlern.
Bruce Edgar leitet im Rahmen der DKFZ-ZMBH-Allianz eine Brückenabteilung am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Mit seinem Team erforscht er vor allem die Mechanismen der Zellteilung. Die Wissenschaftler haben bei der Taufliege Drosophila melanogaster eine ganze Reihe von Genen und Signalwegen entdeckt, die das Wachstum und die Vermehrung von Zellen im lebenden Organismus in verschiedenen Organen und Geweben regulieren. Im vergangenen Jahr erhielt er für seine Forschungsarbeiten einen „ERC Advanced Grant“ für Spitzenforscher in Europa, eine fünfjährige Förderung des Europäischen Forschungsrates (ERC), in Höhe von 2,68 Millionen Euro. Bruce Edgar studierte Biologie am Swarthmore College in Pennsylvania und wurde an der University of Washington in Seattle auf dem Gebiet der Genetik promoviert. Im Anschluss arbeitete er an der University of California in San Francisco und an der University of Oxford in Großbritannien. Von 1993 bis 2009 war er in verschiedenen Funktionen am Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle und als Professor an der University of Washington tätig, 2000/2001 unterbrochen von einem Aufenthalt am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg. Der Universität Heidelberg und dem DKFZ war es im Rahmen der DKFZ-ZMBH-Allianz gemeinsam gelungen, den gebürtigen Amerikaner vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle (USA) 2009 nach Heidelberg zu holen.
Andreas Trumpp leitet die Abteilung Stammzellen und Krebs im Deutschen Krebsforschungszentrum, ebenfalls im Rahmen der DKFZ-ZMBH-Allianz, und ist international ausgewiesener Experte für die so genannten Krebsstammzellen. Diese Zellen stehen im Verdacht, an der Krebsentstehung, dem Tumorwachstum und der Bildung von Metastasen beteiligt zu sein. Oft sind sie gegen herkömmliche Behandlungen wie Chemotherapie und Bestrahlung resistent, daher sind sie vermutlich auch dafür verantwortlich, wenn der Tumor nach scheinbar erfolgreicher Behandlung wieder auftritt. Trumpp und seine Mitarbeiter konnten zeigen, dass sich die schlafenden Stammzellen durch eine Behandlung mit Interferon-alpha aufwecken lassen und dann durchaus empfindlich für eine anschließende Chemotherapie sind. Im Blut von Brustkrebspatientinnen spürten er und seine Mitarbeiter auch Metastasen-bildende Tumorstammzellen auf. Indem sie diese genau charakterisieren, wollen sie zielgerichtete Medikamente entwickeln, die die Metastasenbildung verhindern oder bereits existierende Tochtergeschwülste effizient bekämpfen sollen. Trumpp ist gleichzeitig Geschäftsführer von HI-STEM, einer gemeinnützigen GmbH, die das Deutsche Krebsforschungszentrum gemeinsam mit der Dietmar-Hopp-Stiftung im Rahmen des Spitzenclusterwettbewerbs gegründet hat. Der gebürtige Heilbronner hat bereits in Heidelberg am EMBL seine Doktorarbeit angefertigt, bevor er nach Stationen an der Universität von Kalifornien in San Francisco und dem Schweizerischen Institut für Experimentelle Krebsforschung in Lausanne 2008 ans DKFZ berufen wurde.
Die 1964 gegründete Wissenschaftsorganisation EMBO fördert die molekularbiologische Grundlagenforschung in Europa. Neue Mitglieder werden von anderen Mitgliedern aufgrund besonderer wissenschaftlicher Leistungen vorgeschlagen und gewählt. Zu ihnen gehören 57 Nobelpreisträger, darunter Bruce A. Beutler und Jules A. Hoffmann, die in diesem Jahr den Medizin-Nobelpreis erhielten, sowie Harald zur Hausen, Nobelpreisträger für Medizin 2008. Insgesamt wurden dieses Jahr 46 Lebenswissenschaftler aus 14 Ländern mit einer EMBO-Mitgliedschaft geehrt.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.